News: Neue Diskussion um "Killerspiele" entfacht

Auch zwei Tage nach dem Amoklauf von Winnenden, bei dem der 17-jährige Tim K. 15 Menschen tötete, ist es immer noch unerklärlich, warum der Junge aus gutem Hause zu so einer grausamen Tat fähig war - Eine klare Antwort darauf wird es ohnehin nie geben.

Davon lassen sich einige Medien jedoch nicht abschrecken, sondern stellen einen direkten Zusammenhang zwischen der Tat und dem angeblichen Konsum von „Killerspielen“ her. Dass man es dabei mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und der Leser in eine falsche Richtung führt, wird dabei in Kauf genommen. Hier zwei Beispiele:

Stuttgarter Zeitung: In der heutigen Ausgabe der Stuttgarter Zeitung wird auf Seite 2. im Artikel „ Schüchterner Angeber mit Depressionen“ darüber berichtet, dass Tim K. „stundenlang vor dem Computer saß, bei Gewaltspielen wie „Counter Strike“ und „Tactical Ops“, in dem Terroristen gegen Spezialkräfte der Polizei kämpfen.“

Woher die Kollegen diese Information haben, ist völlig unklar. Angeblich wurden bei Tim tatsächlich „Killerspiele“ gefunden, um welche es sich dabei handelt, ist noch nicht bekannt. Genauso wenig, ob es sich dabei um Counterstrike o.Ä handelt. Wirklich peinlich wird es aber, wenn man sich den Artikel „Streit über Gewaltspiele“ auf der gleichen Seite durchliest. Hier heißt es schon in der Einleitung: „Hat der Amokläufer von Winnenden sich mit gewalttätigen Ballerspielen beschäftigt? Und wenn ja: Was heißt das?“ – Ja was denn nun? Am Anfang der Seite wird geschrieben, dass Tim Gewaltspiele spielte und am Ende der Seite ist man sich nicht mehr so ganz sicher?

Bild Online: Hier haben die Kollegen wohl einen richtigen Insider ausfindig gemacht. Ein „Freund“ berichtet: „Er liebte Ballerspiele wie ,Counterstrike‘, schaute auf dem Computer auch Horrorfilme. Es würde mich nicht wundern, wenn er vor der Tat die ganze Nacht am PC geballert hat, morgens von dem Amoklauf in den USA gehört hat – und dann loszog zur Schule.“ Wie es in Europas größter Tageszeitung leider üblich ist, ist diese Behauptung mit aller Wahrscheinlichkeit frei erfunden oder zumindest dramatisiert.

Dies sind nur zwei Beispiele, wie aus wenig oder noch nicht bestätigten Informationen Zusammenhänge zwischen der Gewalttat und „Killerspielen“ gezogen werden. Anscheinend steht uns eine Flut unseriöser Berichterstattungen ins Haus, wie es schon beim Amoklauf in Erfurt der Fall war.
13.03.2009 : Stefan Grund