Fallout New Vegas: Interview mit Larry Liberty
Bethesda Softworks veröffentlichte nun ein Interview mit Larry Liberty. Der Senior Producer von Obsidian Entertainment arbeitet derzeit mit Hochdruck an Fallout: New Vegas und kämpft Gerüchten zufolge in seiner Freizeit als Superheld für Freiheit und Gerechtigkeit. Wirf Dich in Dein Superheldenkostüm und bereite Dich auf Bethesda Softworks’ neuestes „Inside the Vault“-Interview vor.
Was ist Ihre Aufgabe bei Obsidian?
Im Grunde leite ich die Produktion von Fallout: New Vegas. Damit ist die Leitung von einem
kleinen Team von Produzenten gemeint, die ihrerseits fünf interdisziplinär verbundene
Produktionsteams anweisen, die für die Entwicklung des Spiels verantwortlich sind. Das Team ist in
kleinere Einheiten unterteilt, die sich bei jedem Meilenstein jeweils um spezifische Teilziele
kümmern. Nebenbei bemerkt sind diese Teams alle nach den Objekten benannt, die man im
Fallout-Universum so findet: Buffouts, Fancy (Lads), Mentats, Nuka und Psycho. Zwei der Teams
leite ich. Die Koordination der restlichen Produktionsteams geht Hand in Hand. Meine
Hauptaufgabe ist es, die Visionen von Josh Sawyer, dem Projektleiter bzw. Lead Designer,
optimal zu verwirklichen.
An welchen Spielen haben Sie bereits gearbeitet?
Neben einigen Titeln, die abgebrochen wurden, habe ich an gut zwanzig Spielen mitgewirkt. In
meiner Kindheit war ich Testspieler für ein paar Atari 5200-Spiele sowie einen Atari Lynx-Titel
während meiner Zeit am College. Mein erstes Spiel als Mitglied eines richtigen Entwicklerteams
war MLB Pennant Race, das erste Sony-Baseballspiel für die PlayStation. Bei anderen Projekten
war ich entweder Programmierer oder Produzent. Dies war der Fall bei den folgenden Titeln:
EverQuest, PlanetSide, Star Wars Galaxies, Tony Hawk 4, NBA: The Life, D&D Tactics, The Witcher,
Neverwinter Nights 2: Mask of the Betrayer.
Gibt es irgendwelche Anekdoten, die Ihnen zu Obsidian einfallen?
Alle Inhaber sind weiterhin in die tägliche Spieleentwicklung mit eingebunden. Sobald eine Firma
eine bestimmte Größe erreicht hat, ist das meistens nicht mehr der Fall. Dieses Arbeitsklima ohne
berufliche Machtspielchen ist sehr erfrischend und nicht selbstverständlich in einer Firma mit über
100 Angestellten.
Wie verlief Ihr Einstieg in die Welt der Videospiele? Gibt es irgendwelche Tipps, um
einen Fuß in die Tür zu bekommen?
Ich fing als erstes bei Sony als Programmierer an. Während meines Studiums wechselte ich
aufgrund der Empfehlung eines Freundes aus der Games Industrie mein Hauptfach von
Geschichte zu Informatik. Es gibt viele Universitäten, die in ihrem Informatik Institut einen
Schwerpunkt auf die Spielentwicklung legen und Kontakte zur Games Branche pflegen. Die
Guildhall der Southern Methodist University ist beeindruckend, besonders in Bezug auf die
Programmierer. Collegeabsolventen, die sich für Design oder Produktion interessieren, wird die
Möglichkeit geboten, in die Games Branche einzusteigen, indem sie einen Spiel-Mod entwickeln
der zeigt, dass sie ein Händchen fürs Spieldesign haben oder eine große Gruppe von Laien-
Entwicklern koordinieren können.
Was war bisher der Höhepunkt Ihrer Karriere?
Ich bin stolz darauf wie sich einige Spiele, an denen ich gearbeitet habe, entwickelt haben. Die
wohl aufregendste Zeit für mich war meine Beschäftigung als Produzent bei Atari. Ich musste
mehrere Projekte gleichzeitig koordinieren, für die wir durchgehend ziemlich kleine Budgets und
enge Zeitvorgaben hatten.
Was würden Sie sagen, in welcher Hinsicht sich die Spieleindustrie während Ihres
Berufsleben am meisten verändert hat?
Die Games-Branche ist seit meiner Anfangszeit immens gewachsen. Die Teams sind größer und
es steht mehr auf dem Spiel. Bei einigen Spielen, an denen ich gearbeitet habe, wurden die
Herstellungskosten erst nach einem Absatz von über einer Million gedeckt, und das bei
millionenschweren Projektbudgets. Beim ersten Spiel, an dem ich mitwirkte, hatten wir ein Budget
von etwa einer viertel Million Dollar und ein fünf Mann starkes Entwicklerteam. Sogar zu Zeiten
der PS1 waren für die Teams in der Regel nicht mehr als 10-12 Mitarbeiter vorgesehen.
Was ist Ihr persönliches absolutes Lieblingsspiel?
Shadow of the Colossus.
Auf welche Spiele freuen Sie sich jetzt schon?
Dieses Jahr kommen viele gute Spiele heraus: The Last Guardian, God of War III, Red Dead
Redemption, Heavy Rain, Gran Turismo 5, Brink, Alan Wake und Lost Planet 2.
Was bringt Sie am Morgen dazu, aufzustehen?
Mein Wecker. Spaß bei Seite, meine Arbeit macht mir wirklich Spaß und ich mag meine
Kollegen. Das versüßt einem die Arbeitstage, die manchmal recht lang werden können.
Was war Ihr bisher schlimmster Job?
Ich hatte zwei Jobs, die in etwa gleich schlimm waren, mein erster Job als Tellerwäscher
während der High School und meine Arbeit als Gerichtszusteller in meiner Studienzeit.
Haben Sie noch andere Hobbys und Interessen? Was machen Sie so in Ihrer Freizeit?
Ich spiele Basketball, Tennis und mache Bodysurfing. Ich gehe außerdem gerne in den Bergen
am Lake Arrowhead Wandern und Ski fahren.
Wussten Sie, dass Sie den besten Namen aller Zeiten haben?
Vielen Dank. Es kommt öfter vor, dass ein Superhelden-Witz auf meine Kosten geht. Ich bin die
dritte Generation die den Namen „Liberty“ trägt und habe das meinem Vater und meinem Opa
zu verdanken.
15.04.2010 : Peter Embach