Conflict: Global Storm: FRONTmedien-Aufruf: Keine Macht den Spielverderbern!

CSU-Mitglied und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sorgte in den vergangenen Tagen einmal mehr für Schlagzeilen rund um das Thema „Killerspiele“. Zur Erinnerung: Anlässlich der Verleihung des deutschen Computerspielpreises veröffentlichte Herrmann einen knappen Pressetext, der neben haltlosen Behauptungen hinsichtlich der Wirkung von gewalthaltiger Videospielsoftware und leidigen Forderungen nach Verboten mit völlig überzogenen Vergleichen zu Drogen und Kinderpornographie gespickt war (wir berichteten)



An dieser Stelle wollen wir uns den unbegründeten und gegenstandslosen Aktionismus der CDU/CSU nicht länger gefallen lassen und fordern jeden einzelnen von euch dazu auf, euch aktiv gegen diese perverse Art der politischen Hetze zu wehren. Die nächste Wahl kommt bestimmt!

Lasst euch den Spaß an eurem Hobby nicht verderben und macht darauf aufmerksam, mit welch skrupelloser Selbstverständlichkeit die CSU/CDU mit unsachlichen und falschen Aussagen auf Wählerfang geht. Wehrt euch und unterstützt unsere Aktion, indem ihr unser Banner verbreitet.
An dieser Stelle machen wir den ersten Schritt und richten folgenden offenen Brief direkt an Joachim Herrmann. In diesem Sinne: Keine Macht den Spielverderbern!


Offener Brief

Sehr geehrter Herr Joachim Herrmann,

mittlerweile scheint es sich zu einem parteiinternen Wettbewerb der CSU und ihren Mitgliedern entwickelt zu haben, virtueller Gewalt in Unterhaltungssoftware auf möglichst polemischer Art und Weise zu begegnen und hochgradig provokativ mit Forderungen nach Verboten am rechten Wählerrand auf Stimmenfang zu gehen. Anders lassen sich die neuesten Äußerungen zum Thema „mediale Gewalteinflüsse“ in ihrem im Zuge der Verleihung des deutschen Computerspielpreises veröffentlichten Pressetext nicht mehr erklären.

In der vorliegenden Pressemitteilung fordern Sie die Videospielindustrie dazu auf, freiwillig auf die Herstellung von „Tötungstrainingssoftware“ zu verzichten. So genannte „Killerspiele“ entsprächen nicht dem „Wertekonsens“ unserer heutigen Gesellschaft. Gleichzeitig halten Sie es für „wissenschaftlich klar erwiesen“, dass der „dauerhafte Konsum derartiger Spiele“ zu wachsender Gewaltbereitschaft und Verminderung des Mitleidsempfindens beiträgt. In ihrer schädlichen Wirkung stünden „Killerspiele“ auf einer Stufe mit „Drogen und Kinderpornographie“. Fakt ist, dass sich die Wissenschaft bis heute nicht über die Wirkungsweisen medialer Gewalteinflüsse einig ist. Tatsächlich können virtueller Gewalt in Videospielen bis heute keinerlei Langzeitfolgen nachgewiesen werden.

Die fehlende Medienkompetenz in diesen Ausführungen ist einmal mehr nicht zu leugnen. Tendenziöse Vergleiche von Videospielen zu Drogen und Kinderpornographie sind eine Frechheit und diskriminieren Millionen von Spielern. Es sollte in ihrem eigenen und dem Interesse ihrer Partei stehen, eine sachlich korrekte und faire Debatte anzustreben. Nicht länger lassen wir uns ihre populistischen Eigenprofilierungen tatenlos gefallen und fordern Sie aus diesem Grund zu Folgendem auf:

• Sofortiger Stopp der willkürlichen Kriminalisierung eines Hobbys von Millionen von mündigen Bürgern.

• Umgehende Entfernung des trügerischen Propagandabegriffs „Killerspiele“ aus dem politischen Dialog.

• Förderung eines seriösen, wissenschaftlichen Umgangs mit Gewalteinflüssen in Medien.

• Schaffen von politischen Rahmenbedingungen zur Steigerung der Medienkompetenz von Eltern und Pädagogen.

• Bessere Umsetzung des europaweit strengsten Jugendschutzgesetzes.

Wir sprechen uns eindeutig für eine strenge Einhaltung der Richtlinien der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle(USK) aus, machen allerdings ebenso darauf aufmerksam, dass wir die Forderungen nach Verboten gewalthaltiger Videospiele als verfassungswidrige Bevormundung und untragbaren Eingriff in die Freizeitgestaltung des erwachsenen Spielers betrachten.

Es muss der Anspruch der politischen Führung sein, Problemen in ihrem Kern zu begegnen. Beginnen Sie bei der Forschung nach Ursachen für gesellschaftliche Verwahrlosung, Gewalt und allgemeine Kriminalität an den richtigen Stellen. Soziale Ausgrenzung, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit sind nur drei Stichworte, die in diesem Zusammenhang von tatsächlicher Bedeutung zeugen.

Hochachtungsvoll,

Michael Keultjes, Stefan Grund




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FRONTmedien-Aufruf: Keine Macht den Spielverderbern
06.04.2009 : Matthias Brems