Project Scorpio: Wird der Traum aller Xbox-Spieler 2017 Realität?
BÄM, das saß! Auch wenn es schon diverse Gerüchte über eine neue Xbox-Hardware gab, die Ankündigung von Project Scorpio (Projekt Skorpion) im Rahmen der Xbox E3-Pressekonferenz war ein echter Paukenschlag. Und auch wenn die Xbox One erst Ende 2013 erschienen ist, sind wir uns sicher: es ist an der Zeit für etwas Neues und vor allem Leistungsstärkeres.
In den Augen vieler Gamer und Experten war das Konzept „Xbox One“ ab dem ersten Strich auf dem digitalen Reißbrett eine Fehlkonstruktion. Eine All-in-One-Konsole ausgerechnet für die Kunden, bei denen Core-Gaming im Fokus steht? TV-Funktionen, Apps, Kinect... selbst wenn man heute zurückblickt, kann man als Szenekenner nicht wirklich nachvollziehen, was die Entwicklungsabteilung von Microsoft damals „geritten“ hat. Wir wollen ehrlich sein: auch wir waren eine Zeitlang nicht mehr sicher, ob Microsoft nach der One überhaupt noch etwas in Richtung Spielkonsole plant.
Doch die Erkenntnis folgte auf dem Fuße: böse Schelte von der Community, trotz aller Beschönigungen miserable Verkaufszahlen im Vergleich zur Konkurrenz sorgten dafür, dass man umdenken musste. Eine der wenigen wirklich richtigen Entscheidungen von Microsoft in den letzten Jahren war es, ein paar Köpfe rollen zu lassen und die Xbox-Abteilung mit den richtigen Personen neu zu besetzen, allem voran Phil Spencer als sympathisches Aushängeschild. Und mittlerweile hat man das Gefühl, es läuft wieder einigermaßen rund… zumindest was die Ausrichtung innerhalb des Unternehmens angeht. Die mehr oder weniger verkorkste Hardware lässt sich natürlich trotzt aller „Tuningversuche“ nicht wirklich verbessern. Zeit also für etwas Neues, etwas Großes.
Mit der gestrigen Ankündigung von Project Scorpio hat Microsoft einen Weckruf durch die Branche schallen lassen, der mitunter weitreichender sein könnte und für mehr Änderungen sorgen könnte als gedacht. Zuerst einmal hat man einen aus heutiger technischer Sicht vollkommen antiquierten Lebenszyklus durchbrochen. Denn wenn man überlegt, wie schnell die Technologie derzeit voranschreitet, macht es einfach keinen Sinn, dass ausgerechnet die Spielkonsole, das technische Highlight eines Gamerhaushalts, schon nach der Hälfte der prognostizierten Lebensspanne zu den absoluten „Rentnern“ unter den technischen Geräten mutiert ist.
Als zweite große Neuerung integriert Microsoft die neue Xbox ähnlich wie den Elite-Controller in das bestehende Xbox-Ökosystem. Alle bisherigen und kommenden Spiele werden auf Windows 10, Xbox One und Scorpio spielbar sein… zumindest bis vielleicht schon vier Jahre nach dem Release von Scorpio 2021 die nächste Evolutionsstufe der Xbox bereit steht. Wie das genau von Statten geht und ob man einfach eine Xbox One-Disk einschieben kann, ist noch nicht klar. Wir gehen aber davon aus, dass physische Xbox One-Games auf Skorpio in gewohnter Qualität abgespielt werden können. Wer Spiele hingegen digital kauft und somit vom Xbox Play Anywhere-Programm profitiert, kann möglicherweise auch direkt die Windows 10-Fassungen auf die Scorpio laden. Man könnte somit beispielsweise Forza Horizon 3 jetzt in 1080p auf Xbox One spielen und bei Release von Scorpio die 4K-Version aus dem Store laden. Das ist bislang aber eine reine Hypothese.
Sicher ist hingegen, dass das komplette Zubehör wie Joypads, Wheels, Headsets und alles Weitere zu 100% kompatibel sei werden, was bei der aktuellen Qualitätsstufe der Eingabegeräte auch definitiv Sinn macht. Keine Umgewöhnung an neue Controller und vor allem: keine unnötigen Ausgaben. Wir hatten damals bei der Vorstellung der Xbox One noch geunkt, dass die neue Konsole eine Hardware für die Industrie sei… die neue scheint jedenfalls wieder auf den Gamer zugeschnitten.
Das zeigte auch die augenscheinliche Zielstrebigkeit, mit der Microsoft die neue Hardware ankündigte. „Keine Kompromisse“ war die Message, die aus den vielen Stimmen der Entwickler innerhalb des E3-Trailers herauszuhören war. Man will wieder an der Grenze des technischen Machbaren arbeiten können, ohne Einschränkungen, ohne Limitierungen. Zugegeben… das hört sich natürlich schon etwas dick aufgetragen an, denn irgendwie muss so eine Konsole ja mit bezahlbaren Komponenten bestückt werden, dennoch sind Details wie 6-Teraflops-GPU, 8-Kern-CPU und 320gbit/s Speicherbandbreite eine echte Kampfansage. Zum Vergleich: die GPU der Xbox One, bzw. PS4 liefern 1.32 respektive 1.84 Teraflops. Laut ersten Entwickleraussagen soll die Grafikleistung der noch nicht offiziell angekündigten PS4 Neo 4.4 Teraflops betragen. Was uns das Ganze dann kosten wird? Gute Frage. Wir rechnen mit einem Preis je nach Festplattengröße ab 600 Euro aufwärts.
Natürlich werden die Unterschiede zwischen One und Scorpio zu 90% optischer Natur sein. Und auch wer keinen 4K-TV hat, wird von der neuen UltraHD-Auflösung profitieren, denn Nvidias DSR zeigt eindrucksvoll: wenn Bilder nativ in 4K gerendert und erst zum Schluss auf 1080p herunterskaliert werden, trägt dies enorm zur Bildqualität bei. Wir reden hier von der vierfachen Bildinformation. Ein Pixel auf dem TV wird dann aus vier einzelnen Bildpunkten dargestellt. 2-fach AA wird zu 8-fach AA, Texturen bieten ein Vielfaches an Farbinformationen und Details. Kurz gesagt: die gesamte Spielewelt wird einfach noch viel schöner und eindrucksvoller. HDR wird ebenfalls mit an Bord sein, genau wie High Fidelity VR, sprich: VR mit einer Grafik, wie wir sie von aktuellen Non-VR-Spielen kennen
Unser erstes Fazit: Die Xbox-Community kann sich freuen, denn die Zukunft sieht seit gestern doch schon sehr viel rosiger aus. Dabei ist es nicht nur die neue „Über-Xbox“, auch das Xbox Play Anywhere-Feature ist eine tolle Sache. Die neu angekündigten Titel wie Forza Horizon 3 und Gears 4 sehen auch auf der One unverschämt gut aus, werden aber natürlich auf Scorpio nochmal einen richtigen Schritt nach vorn machen.
Es bleibt abzuwarten, wie die Dualentwicklung von neuen Titeln voranschreitet. Wir sind uns sicher, dass es in den kommenden Jahren nicht nur bei optischen Unterschieden bleiben wird. Man darf beispielsweise erwarten, dass auf Scorpio umfassendere KIs oder Physikengines berechnet werden oder dass beispielsweise mehr Gegner zu sehen sind. Bei PC-Spielern gilt dies übrigens schon immer und sie gehören ja nach eigenen Aussagen zu den glücklichsten überhaupt. Und von einer Zweiklassengesellschaft redet dort auch niemand. Vielleicht noch ein Grund, warum Microsoft sich in diese Richtung orientiert und die Communities vereinen will. Wir sind auf jeden Fall bereit dazu und freuen uns auf tolle Spiele und jede Menge Rechenpower.