Test: Call of Duty: Infinite Warfare

Bereits mit der Ankündigung von Call of Duty: Infinite Warfare war klar, dass Activision dieses Jahr einen besonders schweren Stand hat. Doch völlig unbeeindruckt von den Reaktionen spulte man förmlich die ausgehandelte Strategie ab. Scheinbar war man selber nicht gänzlich vom Produkt überzeugt oder ahnte bereits den Gegenwind, denn man wollte mit der Zulage vom legendären Call of Duty: Modern Warfare (Teil 4) als Remastered Version versuchen, die Leute zu besänftigen.

Dumm nur, dass die Version an Infinite Warfare gebunden ist und der Spieler so nicht nur tiefer in die Tasche greifen, sondern auch den neusten Teil stets behalten muss, sofern man Teil 4 spielen möchte. So entpuppt sich das Ganze als simpler Trick, um die Verkaufszahlen trotzdem hochzuhalten. Kein Wunder, schließlich wartet die Community schon gefühlte Ewigkeiten auf eine Remastered Version des Klassikers.

In unserem FRONT-Test gehen wir mit dem Titel daher gnadenlos ins Gericht! Erfahrt also unbedingt, ob es zum Freispruch oder zur Anklage kommt.
Action Top, Setting Flop?
Während EA zusammen mit DICE in Sachen Setting einen Volltreffer landeten (1. Weltkrieg), spürte Activision bereits seit der Verkündung heftigen Gegenwind. Kein Wunder, schließlich möchten die Spieler einfach nur gerne wieder ein klassisches Call of Duty ohne viel Schnickschnack aus der Zukunft. Wir übrigens auch! Black Ops 3 war zumindest spielerisch wieder ein großer Schritt zu alter Stärke und konnte zurecht in den Wertungen überzeugen. Vor allem, wenn man jetzt Infinite Warfare spielt, merkt man erst einmal, wie gut der letzte Teil eigentlich war. Bereits die Beta ließ erahnen, dass es ein schweres Jahr für Call of Duty wird. Um dem einigermaßen vorzubeugen, hat man bei Activision also in die sehr durchschaubare und für Spieler kostspielige Trickkiste gegriffen. In der sogenannten Legacy Edition gibt es nämlich kein geringeres Spiel als Call of Duty Modern Warfare Remastered mit dabei. Natürlich kostet die Edition rund 80 Euro und Infinite Warfare ist zwingend dafür erforderlich… Hat man also selber Zweifel am Produkt bekommen und wollte es so noch in den Zahlen pushen? Für die Community war jedenfalls sofort klar: Das nächste Eigentor!

In unserem Test haben wir uns übrigens dazu entschieden, nur Infinite Warfare zu bewerten! Der Grund ist recht schnell erklärt. Hätten wir das epische Call of Duty miteinbezogen, wäre die Wertung zu Infinite Warfare bei uns automatisch deutlich besser geworden.



Doch fangen wir erst einmal mit dem Singleplayer an. Viel zu meckern gibt es hier nicht. Das Setting orientiert sich an zukünftigen Weltraumschlachten und entsprechend sind auch eure Waffen und Gadgets. Außerdem bekämpfen euch vermehrt Roboter anstatt Soldaten. Mit ein wenig Eingewöhnung bietet die Kampagne sogar kurzweiligen Spaß. Erneut erlebt ihr actionreiche Kampfgefechte und Ereignisse wie Flugmissionen sorgen für reichlich Abwechslung. Leider müsst ihr jedoch dieses Mal alleine den Krieg gewinnen. Einen Coop-Modus gibt es in Infinite Warfare nicht, dafür aber mit Lewis Hamilton erneut eine Star-Besetzung. Auch die neuen Laserwaffen und Gadgets, wie z. B. die Sucher (zielsuchende Minen), wissen zu überzeugen. Abgerundet durch stimmige Kulissen bekommt ihr also wieder typisches Call of Duty-Feeling. Viel Action, spektakuläre Effekte und KI-Begleiter, die keine wirkliche Hilfe sind.

Allerdings bürgt der Titel auch die in den letzten Jahren offensichtlich gewordenen Schwächen. Vor allem im grafischen Bereich kann der Titel nicht mehr mit Spielen wie Battlefield 1 und auch Titanfall 2 mithalten. Es wird endlich Zeit für eine neue Grafikengine! EA zeigt mit Frostbite, was selbst auf den aktuellen Konsolen möglich ist. Dagegen wirkt Infinite Warfare wie ein verstaubtes, altes Buch. Zwar sehen die Explosionen und Effekte als Ganzes nach wie vor toll aus und bieten viel Kino für zu Hause, doch vor allem auf der Xbox One kann der Titel grafisch nicht mehr zulegen. Im Gegenteil sogar: Er sieht gefühlt sogar schlechter aus als letztes Jahr. Da zudem mit CoD 4 Remastered der Kontrast vom Setting so enorm ist, fällt es umso deutlicher auf, dass das Spiel seit Jahren stagniert. Das gute, alte Modern Warfare steht dem neusten Teil dank verbesserter Grafik jedenfalls im Nichts nach!

08.11.2016 : Sascha Sommer