Ein Jurassic Park Videospiel von den Machern von Perlen wie Rollercoaster- und Zoo Tycon? Zugegeben, die Ankündigung hat mich schnell in Erinnerungen früherer Zeiten schweifen und schwelgen lassen. Entwickler Frontier Developments möchte Pünktlich zum Erscheinen des neuesten Blockbuster „Jurassic World – Das gefallene Königreich“ auch auf der Spielekonsole mit „ Jurassic World Evolution“ die Urzeitmonster aus dem Ei lassen. Ob es sich dabei um einen echten Einschlag oder um die nächste Lizenzleiche handelt, erfahrt Ihr in unserem Front-Test!
„Die Inseln des Todes“
Gleich zu Beginn wird man auf der Insel „Isla Matanceros“ abgesetzt. Im Verlaufe des Spiels wird man noch vier weitere Inseln des „Muertes Archipels“ (angesiedelt vor Costa Rica) bereisen und mit Dinos besiedeln können. Aber alles zu seiner Zeit! Eins vorweg, wer bei diesem Spiel auf eine hollywoodreife Geschichte gehofft hatte, wird enttäuscht werden.
Die Storyline ist rudimentär und die wenigen Einblendungen dienen eher der Beschreibung der verschiedenen Missionen und Aufgaben. Jede der fünf Schauplätze dreht sich um einen kleinen Teilaspekt des Spieles. Zu Beginn wird man aber erstmal mit den grundlegenden Funktionen und Aufgaben eines Parkbesitzers vertraut gemacht.
Wie bei jedem Wirtschaftsunternehmen ist es auch hier das Ziel, möglichst viel Gewinn am Ende des Tages vorweisen zu können. Sofern man alle Inseln freigespielt und bebaut hat ist es zudem möglich, jederzeit von Park zu Park zu reisen.
Diese weiteren Schauplätze lassen sich übrigens durch das Erfüllen von Missionen und dem Erreichen einer möglichst hohen Parkbewertung (5-Sterne System) freischalten. Reist man zur nächsten Insel behält man die zuvor erforschten Gebäude und Dinos, lediglich das Geld bleibt jedem Park sich selbst vorbehalten.
Wie Anfangs bereits angesprochen, besticht jede der fünf Inseln durch Eigenheiten. So wird man auf der Insel Muerta von heftigen Unwettern heimgesucht, auf einer weiteren dagegen vor schier unlösbaren Platzproblemen gestellt. Der Schein trügt allerdings, denn alle Probleme und Herausforderungen im Spiel lassen sich mehr oder wenig leicht beseitigen, einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad gibt es nämlich nicht.
„Selten sah ein Dino schöner aus“
Das Spiel lebt von seinen Hauptprotagonisten, denn selten sah ein Urzeitexemplar schöner aus als in „Jurassic World Evolution“. Die prähistorischen Tiere bewegen sich nachvollziehbar durch die Gehege und sehen – auch in der Nahaufnahme – einfach nur toll aus. Ich habe mich oftmals dabei erwischt, einfach nur den Tieren beim fressen zuzusehen.
Mit der Zeit ebbt das natürlich, dennoch hat Frontier Developments hier sehr gute Arbeit geleistet und mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Verbringt man seine Zeit nicht gerade mit der Planung aus der Vogelperspektive, so ist man vermutlich mit dem Jeep der Rangers unterwegs.
Dieser lässt sich aus der Ego-Perspektive steuern und so den Park aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachten. Das Ganze ist dabei keineswegs nur ein belangloses „Nice to have“-Feature, sondern hat auch seinen Sinn und Zweck. Gleich zu Beginn des Spieles bekommt man die Aufgabe, Fotos von einem trinkenden Dinosaurier zu schießen.
Also rein in den Jeep und ab ins Tiergehege. Neben einer Kamera ist auch ein Betäubungsgewehr immer an Bord um etwaige ausgebrochene Fossilwesen in den Schlaf zu versetzen und diese dann mit Hilfe des ACU Teams abtransportieren zu lassen.
Alles in allem wirkt das Spiel stimmig und detailliert, lediglich die matschigen Besucher und die detailarmen Gebäude trüben das insgesamt schöne Gesamtbild etwas. Zur Atmosphäre trägt auch der durchwegs gelungene, originale Soundtrack der Jurassic-Reihe bei. Lediglich die gelegentlich eingespielten Film-Zitate wirken in ihrer Form etwas deplatziert und unpassend.
„Und täglich grüßt das (Dino)tier“
Wer erfolgreich sein will und seinen Park mit einer 5-Sterne-Wertung versehen will muss eines tun: seine Besucher mit einer möglichst großen Anzahl an – im besten Falle genmanipulierten – Fleisch- und Pflanzenfressern begeistern. Seinen Ursprung hat ein Dinosaurier in den sog. Genomen.
Diese erhält man mithilfe eines Expeditionsteams, welches man über die Inseln auf die Suche nach neuen, noch unbekannten Dinos schickt oder um bereits bekannte Tiere noch besser erforschen zu können. Anfangs ist das Aufgebot an Tieren noch gering und das Team umso öfter auf Reisen zu (nicht allzu fernen) Zielen.
Nach wenigen Minuten sind die Forscher nämlich bereits zurück, im besten Falle vollbepackt mit Genomen unbekannter Spezies. Die Idee dahinter würde perfekt zum Spielhintergrund passen, wäre sie nicht derart langweilig und einfallslos umgesetzt. Mehr als ein Klick auf der Karte ist es nämlich nicht.
Hier hat man leider viel Potential verschenkt. Hat man erstmal genug Genome extrahiert ist es möglich, den Dinosaurier „zum Leben zu erwecken“. Vom Ei zum lebendigen Dino benötigt es lediglich eine Tastendruck und einer kurzen Wartezeit und voila, ein neues Urzeitwesen schreitet – hübsch inszeniert – aus der wissenschaftlichen Geburtsstätte.
Wirkt diese Animation anfangs noch spannend, wirkt sie aufgrund der häufigen Wiederkehr im späteren Verlauf eher etwas nervig. Ähnlich wie bei „Die Sims“ haben auch in „Jurassic World Evolution“ die Bewohner ihre Bedürfnisse, allerdings nur in stark abgespeckter Version.
Oftmals ist es ausreichend einen einzelnen Baum in einem riesigen Gehege zu platzieren um einen befriedigendes Ergebnis zu erreichen. Hier hätte ich mir deutlich mehr Entscheidungsmöglichkeiten erhofft. Dennoch sollte man immer ein Auge auf die Tiere und ihre Vorlieben und Abneigungen haben, denn ein Kampf zwischen einem Vegetarier und einem Fleischliebhaber ist nie ganz auszuschließen.
Für den anspruchsvollen Besucher von heute reicht ein Standard T-Rex natürlich bei Weitem nicht aus. Durch Manipulation der Dino-DNA können spezielle Abwandlungen gezüchtet werden, eine Kreuzung zweier oder mehrerer Arten ist aber (leider) nicht möglich.
„Viel Dino, wenig Wirtschaft“
Betrachtet man den Titel als reines Dino züchten mit dem Aspekt eines Aufbautitels, so weiß das Spiel in vielen Belangen zu überzeugen. Sieht man es allerdings als reine Aufbausimulation, hat es mit etlichen Schwächen und Mängeln- vor allem hinsichtlich spielerischen Möglichkeiten und Langzeitmotivation zu kämpfen.
Hat man erstmal den Park vollendet, bietet das „End Game“ nur wenig Möglichkeiten mit sich. Zwar kann es durchaus vorkommen, dass es einen Sabotageakt einer der drei Fraktionen gibt (die sich gerne mal ungerecht behandelt bzw. vernachlässigt fühlen), ein fleischeshungriges Tier ausbricht und Jagd auf Besucher macht oder aber die Menschen wegen eines Unwetters in den (hoffentlich) bereits gebauten Bunker gebracht werden müssen.
All jene Tätigkeiten benötigen aber nur wenige Tastendrücke und schon erledigt die KI das meiste. Vor allem im Hinblick auf die wirtschaftlichen Aspekte eines Unterhaltungsparks hätte ich mir mehr Handlungsspielraum erwünscht. Zwar kann ich Souvenirläden und Restaurants bauen, wieso beide Geschäfte allerdings lediglich einen Artikel anbieten können bleibt allerdings ein Rätsel.
Auch das Einstellen von Mitarbeitern wie Techniker oder Putzkolonnen – welche bei der Marke Rollercoaster Tycon noch eine wichtige Rolle eingenommen haben – werden hier völlig außen vor gelassen. Ebenso hätte ich mir mir Möglichkeiten bei der Parkgestaltung gewünscht.
Diese reduziert sich nämlich auf das Bauen von Wegen und das Verlegen von Stromleitungen. Wer also seiner künstlicheren und kreativen Ader bei der Parkgestaltung freien Lauf lassen wollte, wird ebenso enttäuscht wie Liebhaber von Wirtschaftssimulationen. Schade eigentlich, hier hätte man doch perfekt beide Lager bedienen können.
Am Ende überwiegt aber dennoch das positive, denn die verschiedenen Missionen und Aufgaben machen Spaß und sorgen für viele Stunden Spielspaß. Ebenso verspricht der Hersteller, das Spiel ständig mit neuen Inhalten zu versorgen, vielleicht dürfen wir dann ja mit einem Flug- oder Wassersaurier das Gehege besetzen?