Mittlerweile sind zwei eingeschworende Fangemeinden miteinander verfeindet: FIFA- und Pro Evolution Soccer-Fans. Viele Spieler des älteren Semesters werden hingegen räudig den Kopf schütteln und rekapitulieren spätestens seitdem „Sensible World of Soccer“ vor wenigen Wochen auf Xbox Live Arcade erschienen ist, mit Freudentränen die guten alten Zeiten, denn der Arcade-Kick lud bereits 1992 auf dem Amiga, Sega Game Gear und etlichen anderen Plattformen zum Tore schießen ein. Doch sollten auch NextGen-verwöhnte Fußballer einen Blick auf das Remake riskieren? Lohnt sich die Anschaffung für 800 M$-Points? Wir sind mitunter diesen Fragen in unserem Review auf den Grund gegangen.
Nostalgie-Gefühle auf dem Fußballplatz
Wirklich umfangreich zeigt sich „Sensible World of Soccer“ schon in seiner Spielmodi-Auswahl. Von Freundschaftsspielen, über Turniere bis hin zu ganzen Wettbewerben findet ihr hier Stoff für viele Spielstunden. Sogar komplette Saisons könnt ihr in Angriff nehmen. Hierbei müsst ihr euch allerdings mit fiktiven Spielernamen anfreunden. Das Gameplay mutet auf den ersten Blick sehr spartanisch an. Sind die 22 Kicker auf dem grünen Rasen aufgelaufen, ertönt unlängst später auch schon der Anpfiff. Zum Spielen wird lediglich ein Button benötigt, um zu passen bzw. das Leder ins Tor zu hämmern. Nur euren Schuss könnt ihr ein wenig verfeinern, indem ihr ihn mittels Analogstick Spin gebt. Absolute Nostalgie-Puristen wählen natürlich die Steuerung per Digitalkreuz, die das gewohnte Retro-Feeling aufkommen lässt. Vor einer Partie ist es zudem möglich, seine Formation und Taktik zu bestimmen. Das geht ähnlich von statten wie in aktuellen Sportsimulationen. Lasse ich einen Libero auflaufen? Spiele ich mit einer 3-3-4-Formationen oder gehe ich doch lieber defensiv vor? Das sind die Fragen, denen ihr euch vor dem Anpfiff annehmen solltet.
Und doch stellt das Pass- und Schusssystem trotz simpler Buttonbelegung gerade für Laien im Anfangsstadium ein schweres Unterfangen dar. Der Ball wird zum Trotz aktueller Fußball-Simulationen nicht präzise genug zum Mitspieler gepasst, vielmehr bestimmt ihr die Passrichtung und müsst den Laufweg eures Mitstreiters selbst einberechnen. Weiterhin ist das extrem flotte Spielgeschehen ungewohnt, weswegen Neulinge einige Stunden in das Erlernen der Gameplay-Feinheiten investieren müssen. Ansonsten macht sich eure Unerfahrenheit spätestens im Xbox Live-Modus bemerkbar.
Hinzu kommt ein total überzogener Schwierigkeitsgrad, der sich ebenfalls in Bezug auf die Einsteigerfreundlichkeit ein klares Eigentor schießt. Warum versenken die KI-Spieler zum Beispiel jeden zweiten Schuss im Kasten? Auch die Frage, warum die gegnerischen Akteure stets schneller zu Fuß sind als ihr, ist so schwer zu beantworten wie die 1-Million-Euro-Frage bei Wer wird Millionär.