Moto GP 18 – Mit Milestone auf die Pole Position?
Jedes Jahr aufs Neue veröffentlicht Milestone das offizielle Spiel der Moto GP. Mit ihrem neuesten Ableger der aktuellen 2018er Saison möchte der Titel endlich aus dem Mittelmaß an die Pole-Position. Dank realistischer Fahrphysik und neuer Unreal-Engine soll dies nun endlich in die Tat umgesetzt werden. Ob der Sprung an die Spitze gelingt oder ob man weiterhin im Niemandsland des Feldes fährt, erfahrt ihr in unserem Front-Test!
Vom Rookie zum Moto GP-Champion
Wer schon immer der Überzeugung war, die Runden auf Mugello und Co. schneller als Valentino Rossi oder Marc Marquez absolvieren zu können, hat mit Moto GP 18 von Milestone nun die Möglichkeit dazu, dass Ganze zu beweisen.
Doch bis man in der Lage ist die virtuellen Abbilder in der höchsten Klasse zu schlagen, muss einiges an Gummi auf dem Asphalt lassen und auch der ein oder andere Abflug ins Kiesbett wird wohl fester Bestandteil bei Einsteigern sein. Das Repertoire an Spielmodi bietet alles, was man sich bei einem Rennspiel wünscht.
Neben dem Online-Multiplayer bieten die freien Rennen oder die Karriere ausreichend Abwechslung und Spielspaß. Der Karriere-Modus bildet den Kern von Moto GP 18. Nachdem man sich mit dem – zugegebenermaßen rudimentären – Editor eine Konterfrei erstellt hat, geht es auch schon auf die Piste.
Zu Beginn startet man in der „Red Bull Rookie“- Klasse. Überzeugt man in der Einsteigermeisterschaft mit Leistungen, so kann es gut sein dass man bereits im ersten Jahr ein Angebot aus einer höheren Klasse im E-Mail Postfach vorfindet. Dieser Weg gestaltet sich allerdings schwieriger, als bei den Vorgängern.
Bereits auf mittlerer Schwierigkeit agieren die KI-Fahrer zufriedenstellend (wenngleich auch etwas starr auf der Ideallinie) und präzise was sich zu spannenden Duellen auf der Strecke auswirken kann, zu Anfang einen aber auch gerne mal auf die hinteren Plätze des Tableau befördern wird.
Dabei bleibt es übrigens jedem selbst überlassen, ob er das komplette Rennwochenende samt aller Trainingseinheiten, nur Qualifikation und Rennen oder lediglich das Rennen (vom letzten Platz aus) bestreiten will. Um die Strecken mit all seinen Schikanen verinnerlichen zu können, ist die eine oder andere Trainingsrunde durchaus ratsam.
Je nach Platzierung wird man nach jedem Rennwochenende mit Punkten belohnt, die Fahrfertigkeiten aber auch das eigene Motorrad verbessern. Technisch versierte dürfen auch eigene Fahreinstellungen am Zweirad vornehmen und das für sich beste Set-Up perfektionieren. Die Karriere bietet einen ordentlichen Umfang, eine Geschichte a la „The Journey“ sucht man aber vergebenes.
Hier hätte mehr Tiefgang nicht geschadet, dennoch ist Jagd nach der perfekten Runde sowie das Aufsteigen in die Weltelite immer wieder motivierend. War es letztes Jahr noch möglich einen ganzen Rennstall zu managen, beschränkt sich die Tätigkeit im aktuellen Ableger auf den Fahrer selbst.
E-Mails lesen, zwischen den Rennen im Social-Media die aktuellen Gerüchte und News der anderen Fahrer abgrasen. Viel mehr gibt es abseits der Rennpiste auch nicht zu erledigen. Aber seien wir uns mal ehrlich, ein Rennspiel kauft man sich um möglichst viel Zeit auf der Piste zu verbringen und dank vollumfänglicher Lizenzen darf man das bei Moto GP 18 mit sämtlichen Profis und nach dem originalen Rennkalender.
War ich denn schon wieder zu spät?
Tja, das habe ich mich – vor allem zu Beginn des Spieles – sehr oft gefragt. Dass es sich bei „Moto GP 18“ um eine Simulation und nicht um ein Arcade-Rennspiel handelt, wird von Anfang an deutlich. Wer die Ideallinie ignoriert und/oder den Bremspunkt verpasst, wird gnadenlos mit einem Ausflug ins Kiesbett bestraft. Milestone verzeiht mit seinem Spiel keine Fehler und macht meiner Meinung nach damit alles richtig.
Einsteiger können auf verschiedenste Fahrhilfen und der mehrfarbigen Ideallinie (wie man sie auch aus Forza kennt) zurückgreifen oder an das eigene Können anpassen oder gar komplett abschalten. Das Ziel, sich mit jeder Runde um ein, zwei Zehntel zu verbessern macht den Reiz des Spieles aus. Die Lernkurve macht mitunter den größten Reiz des Spieles aus und ist Fluch und Segen zugleich.
Wer sich durchzahlreiche Abflüge ins Grüne oder Sandige nicht unterkriegen lässt wird schon schnell zu Erfolgen kommen. Hier gibt es allerdings auch einen großen Kritikpunkt zu beanstanden. Ein Abflug ist mitunter kein Kriterium für ein schlechtes Rennergebnis denn das Spiel lässt es zu, mit gleicher Geschwindigkeit wie auf dem Asphalt zu fahren.
Wieso Milestone hier solch eine elementare Sache außen vor gelassen hat, bleibt ein Rätsel und wird hoffentlich durch einen Patch ausgebessert.
Schicke Präsentation mit Abstrichen in der B-Note
Dank dem Umstieg auf die Unreal Engine wurde die Präsentation im Vergleich zum Vorgänger deutlich aufgehübscht. Vor jedem Rennen wird der jeweilige Schauplatz mit landestypischen Fotos kurz vorgestellt, nett aber bei mehrmaligen sehen doch zügig abgenutzt. Die Fahrer sowie deren Boliden sind wirklich überzeugend dargestellt.
Die Boliden bewegen sich geschmeidig in die Kurven und auch die Gewichtsverlagerung der Fahrer wirkt nachvollziehbar und authentisch. Die Steuerung der Boliden geht dabei nach etwas Eingewöhnungszeit gut von der Hand. Besonders lobenswert ist es, dass auch bei 25 Boliden gleichzeitig alles flüssig über den Bildschirm flimmert.
Auf der Strecke weiß die Optik zu überzeugen, abseits der Strecke umso weniger. Die Gebäude oder Zuschauer sind keinesfalls „state of the art“ und was zum Geier haben Bengalos auf den Rängen oder Hängen der Pisten verloren, zumal sie in einer Art und Weise dargestellt werden, die einen Kopfschütteln bereitet.
Dass aber nur am Rande, denn wichtig ist, was auf der Strecke passiert und das ist wirklich rundum stimmig in Szene gesetzt. Auch dank der überarbeiteten Kollisionsabfrage, welche nun deutlich realistischere Stürze und Crashs simuliert, als noch bei den Vorgängern. Hier ist allerdings immer noch ein wenig Luft nach oben, insbesondere beim Schadensmodell.
Soundtechnisch befinden wir uns mit Moto GP 18 im Mittelmaß wieder, denn vor allem in den unteren Klassen dröhnt es eher blechern aus den Lautsprechern, die Vertonung der Zweiräder aus der Moto GP klingt dagegen überzeugend gut. Trotz der soliden Sounkullise hätte ich mir insbesondere hier mehr erhofft und erwartet. Ein Kommentator wäre ein kleines Novum unter den Rennspielen, wieso also nicht mal neue Wege gehen?