Test: Metal Gear Rising: Revengeance

Der Neologismus „Revengeance“ (Mischung aus „Revenge“ und „Vengeance“) passt nur allzu gut in das pathetische Metal Gear-Universum. Schließlich schicken Mastermind Hideo Kojima und Platinum Games den Cyber-Ninja Raiden auf einen Zerstörungsfeldzug, der vor WTF?!-Momenten nur so strotzt. Die Themen der Story sind typisch für die Reihe: Krieg, Frieden, Cyborg-Technik und der berüchtigte menschliche Makel bieten gerade zu eine Steilvorlage für ein wenig Videospiel-Philosophie. Aber zu aller erst, packen wir die Hochfrequenz-Klinge aus...
Ninjas mit Poncho und Sombrero
Man hätte Angst haben können, dass bei einer solch langen Stealth-Tradition, wie sie die Metal- Gear-Reihe hat, ein Ausscherer in das Slasher-Genre auch gleichzeitig ein Ausrutscher wird. Diese Angst, soviel kann ich jetzt schon sagen, ist jedoch unbegründet. Hier haben sich Kojima Productions und Platinum Games wirklich in den richtigen Bereichen ergänzt – mit klarem Fokus auf actionreiches und aggressives Gameplay, zugunsten derer sich die Story zurückhält.

Zurück halten bedeutet hier vor allem: Keine aufsehenerregenden Twists oder abgrundtiefe Charakterstudien. Trotzdem wird vor allem unsere Hauptfigur Raiden gut ausgeleuchtet. Der bereits aus Metal Gear Solid 4: Guns Of The Patriots bekannte Cyborg-Ninja kämpft nun in einer privaten Sicherheitsfirma und muss nach einem Attentat auf einen seiner Klienten, seine Hoffnungen auf ein friedliches Leben aufgeben und zurück an die Front, um die Cyborg-Armeen der Desperado Enforcement zu stoppen.



Die verschiedenen Charaktere, seien es unsere per Codec zugeschalteten Team-Kollegen oder die interessanten Bossgegner, lassen dabei immer wieder denkwürdige Zitate und Weisheiten fallen, die das erwähnte Themen-Geflecht aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und so zum Beispiel die typische Schwarz-Weiß-Zeichnung in Frage stellen. So erinnert uns unser späterer Bossgegner Jetstream Sam daran, dass auch die von uns in Massen zerhackten Fußsoldaten Menschen mit einer Geschichte und oftmals einer Familie sind.

Diese immer wieder eingeworfenen Zwischentöne mag manch einer überhören, wirklich wichtig sind sie, wie die Story im Allgemeinen für das Spielerlebnis nämlich nicht. Viele Spieler dürften viel mehr Spaß an den brillanten, eingestreuten Jokes haben. Spätestens wenn Raiden nämlich mit Poncho und Sombrero verkleidet hinter dem Steuer eines Wagens sitzt, wird klar: Sich selber ernst nehmen ist was für Muschis (nichts für ungut, Mädels).

05.03.2013 : Peter Lebrun