Test: The Witcher 2: Assassins Of Kings Enhanced Editio...

Mit der Portierung von PC-Spielen auf die Konsole ist das ja bekanntlich so eine Sache. Die Grafik muss oft runtergeschraubt und die Steuerung den Möglichkeiten eines Gamepads angepasst werden – nicht selten Dinge, die mehr schlecht als recht gelöst werden. CD Projekt hat sich also mit der Umsetzung von The Witcher 2 in der Enhanced Edition für die Xbox 360 ganz schön was vorgenommen. Ob der weiße Wolf, Geralt von Riva, auf der Konsole wohl an Biss verloren hat?
Ursache und Wirkung
Will man die Geschichte von The Witcher 2 auf einen Satz runterbrechen, würde der wohl so lauten: Der König ist tot und ihr seid Schuld! Denken zumindest die Leute, die euch dafür in den Kerker stecken und dem Henker vorführen wollen. Wie der Zufall so spielt, gelingt euch die Flucht und ab sofort versucht ihr mit Hilfe eurer Verbündeten euren Ruf wiederherzustellen, in dem ihr den wahren Königsmörder findet. Klingt gar nicht so verwirrend, wie es tatsächlich ist.

Denn es geht nicht nur darum den Attentäter aufzuspüren, sondern auch um eure lückenhaften Erinnerungen an die Vergangenheit, die sich in wiederkehrenden Flashbacks äußern. Was die Handlung so einzigartig macht, lässt sie aber auch gleichzeitig verworren und undurchsichtig erscheinen. Die nicht-lineare, in drei Akte unterteilte, Story ist von euren Entscheidungen und diese wiederum von euren und den Interessen anderer Personen(-gruppen) beeinflusst.

Die hohe Anzahl von Namen und Funktionen der verschiedenen Akteure und Fraktionen lassen den unaufmerksamen Spieler schnell mit einem Fragezeichen über dem Kopf vor dem Bildschirm sitzen. Ein richtiges Eintauchen in die Spielwelt dürfte Neulingen schwer fallen. The Witcher 2 macht aber so unvermeidlich klar, dass es bei Konflikten solch epischer Ausmaße selten um Gut und Böse geht, sondern lediglich um unterschiedliche Interessen unterschiedlicher Gruppen. Gleichsam kann jeder in The Witcher 2 euer Freund oder Feind sein – und an jeder Hand die euch gereicht wird, klebt Blut.

Die große Schwäche dieses Ansatzes mag sein, dass viele Spieler sich fragen werden, wofür sie eigentlich kämpfen. Grundsätzlich moralisches Handeln ist in den wenigsten Fällen möglich, ein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt es nicht. So läuft der Verlauf der Geschichte Gefahr vom Spieler als gleichgültig wahr genommen zu werden. Und das trotz über 40 Stunden Spielzeit und mehr als 15 verschiedenen Enden. Kenner der Buchreihe werden aber wohl Gefallen daran finden, die ihnen bekannte Welt mit ihren Entscheidungen zu verändern und mitzugestalten. Vor allem, da jetzt mit der Enhanced Edition der, von vielen Fans bemängelte, dritte Akt des Spiels deutlich ausgebaut und runder gestaltet wurde.


17.04.2012 : Peter Lebrun