Lollipop Chainsaw ist so ein Spiel, das sich hervorragend dafür eignet, es mit Deutungs- und Interpretationsversuchen zu penetrieren. Analysieren wir mal: Hauptfigur Juliet Starling, blond, gerade 18 geworden, Cheerleaderin. Steht für ihr Leben auf Lollipops und natürlich auf ihren College-Jacken tragenden Freund Nick. Sie liebt es shoppen zu gehen und ist nebenbei Zombie-Jägerin, wie der Rest ihrer (abgedrehten) Familie. Ihren geköpften (doch quicklebendigen) Freund am Gürtel schwingend, meistert sie die Untoten-Invasion an ihrem Geburtstag mit einer, ich zitiere, „What the dick?“-Haltung, die Nina Hagen, wie Alice Schwarzer aussehen lässt, oder sagen wir wie Daniela Katzenberger. Was will uns das alles sagen?
Ist es die simple Überspitzung der US-amerikanischen College-Komödie? Will uns Drehbuchautor James Gunn etwa erklären, dass auch sehr starke Frauen sehr dumm sein können? Oder hat der Football-Spieler als Symbol für Machotum und überbordernde Männlichkeit ausgedient? Schließlich wird Juliets Freund Nick nur auf seinen Kopf reduziert. Die Frage ist: Will uns Goichi Suda überhaupt etwas mit der Geschichte und der Figurenkonstellation in Lollipop Chainsaw sagen? Weiß man nicht so genau, aber ganz ehrlich, ich glaube es eher nicht. Und das ist auch nicht weiter schlimm.
Dieses Spiel ist nämlich ein No-Brainer, wie er im Wiktionary steht und benötigt keinen doppeldeutigen Boden unter den bestrumpften Sneakern, sondern lediglich ein paar „Moonwalk auf deiner Fresse“-Sprüche, Zombie-zerfetzende Mähdrescher, Auto-Tune und, äh, Titten. Spaß. Dass Story, Setting und Humor ein solch tragende Rolle spielen ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen sind viele der Einfälle und Sprüche wunderbar verrückt und stumpf, andererseits blieb für das eigentliche Gameplay augenscheinlich nicht annähernd soviel Kreativität übrig. Schade.