Test: Call of Duty: Black Ops 2

Klassen kennen keine Grenzen
Der TranZit-Modus scheint zunächst ein ganz normales Survival-Spiel zu sein, entpuppt sich aber nach kurzer Zeit als eine Art Mini-Kampagne, in der ihr in einem Bus von Ort zu Ort fahrt, um mehr über die Hintergründe der Zombie-Invasion zu erfahren. Hier könnt ihr auch erstmals eigene Gegenstände (Köder etc.) aus herumliegenden Teilen zusammen bauen. Das Spielfeld wird also dramatisch erweitert und mit Story- sowie Missions-Elementen aufgepeppt. Ganz nett, kommt für mich aber nicht an das gemeine Treiben aus dem Schmerz-Modus heran.

Und wo wir schon von gut und weniger gut reden: Herzstück von Black Ops 2 ist natürlich der Multiplayer-Modus. Und der hat es in sich. Als Veteran der Serie und jemand, der den Mehrspieler als Standard-Modus festgelegt hat, könnte ich glatt ins Schwärmen geraten. Was hier an Einstellungs-, Individualisierungs-, und Spielmöglichkeiten aufgefahren wird, sucht in der kompetitiven Mehrspieler-Welt seines gleichen. Verdammt, ich weiß auch gar nicht wo ich anfangen soll...

Mal ganz davon abgesehen, dass selbstverständlich auch hier COD TV, das Anschauen und Bearbeiten von Clips im Kino und die Statistiken sowie das Erstellen individueller Banner in der Kaserne am Start sind, bietet der Anfangsbildschirm den neu hinzugekommenen Punkt „Ligaspiel“. Nach einigen Platzierungsspielen kommt ihr, je nach Skill, in eine bestimmte Rangliste bzw. Tabelle. Vergleichbar mit erster Bundesliga, zweiter Bundesliga, usw. Solo oder im Team müsst ihr dann während der Saison Siege erringen, um in der Tabelle aufzusteigen. Dabei habt ihr sofort Zugriff auf alle Waffen, Aufsätze und Perks und könnt euch so direkt die perfekte eigene Klasse erstellen. Die stärkere Ausrichtung auf den eSport-Bereich wird hier bereits deutlich und ab dem ersten Dezember (Start der ersten Saison) wird man sich ein Bild davon machen können, wie gut das Ligaspiel in Black Ops 2 funktioniert – im Moment läuft lediglich eine Testsaison.

Für das normale, öffentliche Spiel, in dem ihr nach und nach im Rang aufsteigt und Gegenstände freischaltet, ist die größte Neuerung ohne Zweifel das sogenannte Pick 10-System. Jeder Gegenstand und jeder Perk bilden einen Slot, zehn Slots können maximal belegt werden. Sekundärwaffe nicht nötig? Scheiß drauf! Nehm' ich halt noch 'nen zweiten Aufsatz für mein MATR-Sturmgewehr mit. Mit den sogenannten Wildcards könnt ihr sogar zwei Perks der selben Kategorie auswählen oder zwei Granaten in den Kampf mitnehmen. So gut wie alles ist möglich.

Der Erstellung von eigenen Loadouts und spezifischen Klassen sind so gut wie keine Grenzen gesetzt und bis jetzt, muss ich sagen, konnte ich abgesehen von der übermächtigen SMR keine Balancing-Probleme feststellen. Das Gameplay ist gewohnt schnell, auch wenn nicht ganz so schnell wie in Modern Warfare 3. Während ich in MW3 mit meiner PP90M1 einen Gegner nur mal im Vorbeilaufen anhauchen (bei dem Schussgeräusch könnte man auch sagen: anfurzen) musste, damit er tot umfällt, geht es in Black Ops 2 nicht ganz so schnell. Kann sein, dass das nur persönliches Empfinden ist, kommt mir zumindest so vor.

Ein bisschen schade finde ich auch, dass die Kills nicht mehr ganz so süchtig machend sind, wie wie in MW3. Ihr wisst doch, dieses Hitmarker-Geräusch. Drei Mal schnell hintereinander „Fopp Fopp Fopp“ und ein großes gelbes „+ 100“ ploppt auf. Hach. Schön. In Black Ops 2 macht's nur mal ganz kurz bei den letzten Treffern „Fopp Fopp“ und dann muss man die blaue „+ 100“-Anzeige schon fast auf dem Bildschirm suchen, um sich darüber zu freuen. Es ist nur ein Detail, ich weiß. Und auch wenn es mich ein ganz klein wenig nervt, so muss ich doch sagen, dass dieser süchtig machende Prozess bei mir wie gewohnt, direkt nach der ersten Runde Team Deathmatch wieder eingesetzt hat. Punkte, freischalten, Punkte, freischalten. Und zwischendurch ein kleiner Wutanfall, weil meine Kill/Death-Ratio wie von Geisterhand auf unter 1 gesunken ist. Und ich bin ganz ehrlich: Dafür liebe ich Black Ops 2!


16.11.2012 : Peter Lebrun