Test: Game of Thrones: Das Lied von Eis und Feuer

Schlag ins Leere
Nach sieben Jahren Entwicklungszeit, so war man sich im Vorfeld in Spielerkreisen sicher, sollte aus Game Of Thrones ein wahrer Rollenspiel-Epos geworden sein. Leider ereilt auch diesen Titel das Schicksal hunderter und gar tausender Film-, Buch- und sonstiger „Medien“-Umsetzungen ins Videospielformat, die nicht mehr sind, als ein Glied in einer langen, langen Verwertungskette. Wäre der Fokus nicht so eindeutig auf die Story gelegt worden und müsste man noch mehr Zeit in langweiligen Kämpfen und noch langweiligeren Städten wie King's Landing (dt. Königsmund) verbringen – kaum jemand würde es länger als eine halbe Stunde spielen wollen.

Abgesehen davon, dass lediglich zwei vorgegebene Charaktere spielbar sind (was angesichts der Qualität eines The Witcher 2 nicht negativ sein muss), sind einige der Ansätze des Charakter-Systems durchaus interessant. Neben den standardmäßigen Attributen wie z.b. Stärke, Intelligenz oder Glück, können für beide Charaktere individuelle Stärken und Schwächen festgelegt werden. Eigen sind den Protagonisten ihre jeweiligen (ausbaubaren) Spezial-Fertigkeiten. Während Mors seinen Hund auf Gegner und Geruchsspuren loslässt, beherrscht Alester das Feuer von Rhllor, mit dem er beispielsweise seine Feinde in Brand steckt oder versteckte Items sichtbar macht.

Dass Attribute, sowie Stärken und Schwächen lediglich die Statistik-Werte eures Charakters beeinflussen, ist zwar unaufregend, in vielen Rollenspielen aber nicht anders. Wirklich bedauerlich ist aber, dass viele der erlernbaren Skills in der Praxis sinn- und damit wirkungslos bleiben. Das liegt zum einen an den Fertigkeiten selbst, die oft mit widrigen Voraussetzungen minimale Effekte bringen. Als Beispiel sei Mors' Fertigkeit „Stalwart Defender“ genannt, die eine sechs-prozentige Chance auf Ausweichen und eine sieben-prozentige Chance auf einen kritischen Treffer gewährt, falls drei oder mehr Gegner euch angreifen. Keine große Hilfe, nicht wahr?

Der Hauptgrund für die größtenteils verpuffenden Fertigkeiten liegt aber in den recht schnell unübersichtlich werdenden Kämpfen, die mit der immer gleichen Kombination aus zwei bis drei Skills zu knacken sind. Ähnlich wie bei The Witcher 2 werden Skills aus einem Ringmenü ausgewählt, während das Spiel in Zeitlupe versetzt wird. Euer Charakter, sowie andere kontrollierbare Party-Mitglieder verfügen dabei über je drei Action-Slots, die mit Fertigkeiten gefüllt werden. Was sich nach einer interessanten Mischung aus Action und Taktik anhört, wird von den stetig gleichen Abläufen zunichte gemacht. Setzt Alester seine Kontrahenten vornehmlich in Flammen, um den Brand anschließend zu verstärken, schlägt Mors erst mal blutige Wunden, die er danach mit der entsprechenden Fertigkeit vergrößert. Von einem Kampfsystem, kann da im engeren Sinne keine Rede mehr sein.


18.07.2012 : Peter Lebrun