Test: Sleeping Dogs

Von der pulsierenden Metropole zur grauen Maus
Doch größtenteils scheint die ehemalige britische Kolonie nur aus grauen Hochhausschluchten zu bestehen. Wirklich hübsch werden diese nur, wenn es im Spiel Nacht wird, dann leuchten die bunten Reklameschilder um die Wette und werfen bei Regen tolle Reflexionen auf die Fahrbahn. Im Zusammenspiel mit dem passenden Radiosender – bei mir lief hauptsächlich chinesische Dudelmusik – kommt zeitweise richtig fernöstliche Stimmung auf. Wo aber sind die kleinen, verwinkelten, vor Menschen überquillenden Gassen? Wo sind die markanten Gebäude, von denen es in GTA IV an fast jeder Straßenecke welche gibt? Warum lässt man mich nicht mehr über diese doch eigentlich faszinierende Stadt lenen?

Ein einziger Helikopter-Rundflug in Liberty City hat schon genügt, um die Stadt und ihre Geschichte zumindest anzureißen und sie somit zu mehr zu machen, als nur zu einem Schauplatz für ein interaktives Cop-Drama. Man kommt im Hongkong von Sleeping Dogs eben nie ganz an. Daran ändern auch die vielen Nebenaufgaben nichts. Abseits der Haupt-Story könnt ihr weitere Fälle bearbeiten und vermischt mit ein bisschen Detektiv-Arbeit Verbrecher jagen. An verschiedenen Ecken bittet man euch um Gefälligkeiten, oder es gilt eine Drogenrazzia durchzuführen in dem man zunächst einen Schlägertrupp beseitigt, anschließend eine Sicherheitskamera hackt und schlussendlich per Video-Überwachung den Lieferanten schnappt.

Außerdem kann Wei Shen sein Geld beim Hahnenkampf oder Mahjongg-Poker verwetten, sich in Fight-Clubs beweisen, oder sich auf die Suche nach versteckten Items wie Tresoren (bringen Geld), Jade-Statuen (schalten Moves frei) oder Gesundheitsschreinen (erhöhen max. Lebensenergie) machen. Wei kann sogar im Nachtclub Karaoke singen gehen. Doch leider sind diese Nebentätigkeiten allerhöchstens kurzweilig. Vor allem die Drogenrazzien nerven mit ihrem immer gleichen Ablauf. Alles schon mal in dieser oder in jener Form da gewesen. In besser. Der Forscherdrang des Spielers wird weder gefördert noch in ausreichendem Maße belohnt. Gut, wem Kohle und Klamotten genug sind, bitte.

Eine wirklich tolle, wenn auch nicht neue, Idee sind die ständigen Vergleichsmöglichkeiten mit euren Online-Freunden. Eure Statistiken zur Anzahl eurer Pistolen-Kills, eurem längsten Wheelie, oder Missionspunkten werden im sogenannten „Sozialknoten“ mit denen eurer Freunde verglichen und in Ranglisten dargestellt. Beginnt man zum Beispiel einen Wheelie fängt nach einigen Sekunden ein Zähler an zu laufen, der auch anzeigt, welchen Rekord es zu brechen gilt. Ihr könnt eure Freunde sogar anstacheln, in dem eine Herausforderung auf einen bestimmten Rekord setzt.


30.08.2012 : Peter Lebrun