Test: Need For Speed: Most Wanted

Ich mach Dich platt!
Das Salz in der Suppe eines Criterion-Racers sind natürlich atemberaubende Crashes in Burnout-Manier. Den Gegner einfach zur Seite boxen oder sein Heck mit wüsten Rammattacken malträtieren und schon macht er für kurze Zeit einen Abflug. Leider ist die Takedown-Kamera der Schere zum Opfer gefallen und baut man selber einen Unfall, bleibt die optische Darstellung viel zu lahm – das ist mit Sicherheit den Original-Fahrzeugen zu „danken“. Wirkt nicht sehr glaubhaft und nimmt den Crashes verdammt viel von der brachialen Faszination, die bei „Burnout Paradise“ auf den Bildschirm gezaubert wurde. Überhaupt wirkt das ganze Spiel wie ein Aufguss von Burnout Paradise. Hier wurde - bis auf das bekloppte System mit den freischaltbaren Verbesserungen - rein gar nichts verändert oder gar verbessert. Schwach! Auch die Steuerung weiß nicht so recht zu überzeugen: In der Außenansicht wirkt besonders das Einlenken in die Kurve extrem verzögert. In der zweiten verfügbaren Ansicht – gefühlte zwei Zentimeter über dem Boden - ist dieses Problem aus der Welt, allerdings sieht man dann kaum noch etwas. Geschwindigkeiten von über 300 km/h werden so zum kompletten Blindflug.

Optisch hingegen gibt sich „Most Wanted“ keine Blöße. Allerdings nur als Standbild. Hübsche Nässe-Effekte, scharfe Texturen und eine verdammt hohe Geschwindigkeit fordern ihren Tribut: Alle 3 Minuten bleibt das gesamte Spielgeschehen für eine Viertelsekunde komplett hängen. Ich kann mich nicht erinnern, wann das in einem Criterion-Spiel mal der Fall war. Oder hat man bei EA gesagt: „Das läuft zu flüssig, „Need for Speed“ muss ruckeln!“? Ich verstehe es ehrlich gesagt kein bisschen. Und es hat den optischen Eindruck nachhaltig geschmälert, wobei „Most Wanted“ sowieso schon klar schlechter aussieht als beispielsweise „Forza Horizon“. Beim Sound hingegen hat „Most Wanted“ die Nase vorn. Die Wagen zischen, fauchen und Röhren, dass die Nackenhaare bei jeder Tunneldurchfahrt stehende Ovationen feiern. Das ist aber auch das einzige, was nachhaltig beeindrucken kann.


08.11.2012 : Boris Connemann