Test: FIFA 15

Geblitzt: Präzisionswunder mit überhöhter Geschwindigkeit
Sein mitunter größtes Lob fuhr FIFA 14 im vergangenen Jahr für sein hervorragend ausbalanciertes Spieltempo ein. Im Vergleich zu FIFA 13 schraubte EA die Geschwindigkeit des Spiels minimal, aber doch entscheidend herunter. Die vor wenigen Wochen veröffentlichte Demo-Fassung zu FIFA 15 wies bereits darauf hin, dass die Entwickler in diesem Jahr wieder etwas stärker aufs Gaspedal drücken würden. Und so ist es letztlich auch gekommen. FIFA 15 spielt sich spürbar schneller als der direkte Vorgänger. Bemerkbar macht sich dies zum einen an der allgemein höheren „Pace“ der Spieler, zum anderen wirken Pässe druckvoller, was dem Spiel zusätzlichen „Speed“ verleiht. Unterm Strich fühlt sich FIFA 15 durch die dezente Beschleunigung einen Tick „arcadiger“ an als der Vorgänger und orientiert sich wieder stärker am Spielgefühl von FIFA 13, zumindest in Sachen Spielgeschwindigkeit.

Obwohl uns der Spielablauf im neuen FIFA letztlich ein wenig zu schnell vorkommt, ist festzuhalten, dass dieser Umstand durchaus mit einigen positiven Effekten verbunden ist. Blitzschnelles Umschalten von Kontermannschaften wie Real Madrid oder Borussia Dortmund wirkt bspw. deutlich realistischer und funktioniert dank marginalerer Gameplay-Veränderungen auch besser. Zum einen Steilpässe in den Lauf des Angreifers deutlich gefährlicher geworden, zum anderen hat der ballführende Spieler an Wendigkeit gewonnen. Dies fällt besonders bei technisch starken Spielern ins Gewicht. Dribbelkönigen wie Ronaldo, Robben oder Reus gelingen scharfe Richtungswechsel bei hohem Tempo noch besser als im Vorgänger, so dass es für die gegnerische Verteidigung nur noch im Kollektiv möglich ist, den Torabschluss zu unterbinden. Als Angreifer machen diese Kontersituationen unheimlich viel Spaß. FIFA 15 steuert sich mit Ball so präzise wie nie zuvor und zwar ohne, dass der Ball tatsächlich am Fuß des Spielers klebt. Auf der anderen Seite verzweifelten wir ein ums andere Mal, wenn es galt, einen entsprechenden Angriff des Gegners zu unterbinden. Folglich ist man hin und hergerissen zwischen den Möglichkeiten, die FIFA 15 in der Offensive bietet und den Schwächen die es in der Defensive offenbart.



Im Ergebnis hat die neue Gewichtung zwischen Angriff und Verteidigung zur Folge, dass mehr Tore fallen. Regelmäßige Schützenfeste bleiben auf den höheren Schwierigkeitsgraden und auch im Duell gegen menschliche Spieler zwar aus. Vier bis fünf Tore pro Spiel waren während unserer Test-Sessions jedoch keine Seltenheit. Wer es in den Singleplayer-Modi darauf anlegt und das entsprechende Spielermaterial zur Verfügung hat, kann auf dem zweithöchsten Schwierigkeitsgrad pro Spiel locker 2-3 Tore über Solo-Läufe von der Mittellinie erzielen. Den Schwierigkeitsgrad um eine weitere Stufe zu erhöhen schafft in Bezug auf dieses Problem zwar Abhilfe, dann jedoch verfällt die gegnerische k.I. in schwindelerregendes Tiki-Taka-Passspiel in bester Barcelona-Manier. Selbst, wenn es sich um einen unterklassigen Gegner handelt. Mit Geduld und Cleverness ist die k.I. dann zwar auch noch zu besiegen, allerdings hat der Spielablauf dann kaum noch etwas mit einem wirklichen Fußballspiel zutun. Die hochangepriesene neue Torhüter-k.I. überzeugt übrigens nur zum Teil. So haben die Keeper zwar in vielen Bereichen dazugelernt und legen sehenswerte Paraden ein, die im Vorgänger noch in sicheren Treffern geendet hätten, allerdings sind Neuer & Co. ein ums andere Mal für krasse Patzer gut. Viel zu häufig werden Bälle vor die Füße des Gegners abgeprallt und viel zu oft verschätzen sich die Männer zwischen den Pfosten beim Herauslaufen.

29.09.2014 : Michael Keultjes