Test: Brothers: A Tale of Two Sons

Innovativ, aber zu einfach
Auch wenn es sich bis hierhin so angehört haben mochte, Brothers: A Tale of Two Sons ist keineswegs ein interaktiver Film, bei dem nur hier und da die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt gedrückt werden muss. Das Spiel verfügt über eine durchaus ausgeklügelte Spielmechanik. Gewissermaßen geht der Titel in Sachen Gameplay sogar vollkommen neue Wege. Die Tatsache, dass das gleich zwei Protagonisten die Hauptrolle im Abenteuer übernehmen führt nämlich dazu, dass ihr sie gleichzeitig steuern müsst. Mit dem linken Stick bewegt ihr Naia, den großen, mit dem rechten Stick Naiee, den kleinen Bruder. Mit dem jeweiligen Trigger führt ihr Aktionen mit dem entsprechenden Charakter aus. Gerade zu Beginn des Spiels erfordert es eine Menge Gewöhnungszeit, mit der doppelten Herausforderung zurecht zu kommen. In den ersten Spielminuten ist es geradezu anstrengend, beide Charaktere durch die Spielwelt zu bewegen, ohne mit einem der beiden an einem Hindernis hängen zu bleiben.

Nach und nach verinnerlicht man das ungewöhnliche Spielgefühl aber immer besser, so dass man sich auf die eigentlichen Herausforderungen, nämlich die Rätsel und Geschicklichkeitseinlagen konzentrieren kann, vor die euch der Titel stellt. Diese lassen sich in der Regel nur dann meistern, wenn beide Brüder zusammenarbeiten, und ihre unterschiedlichen Eigenschaften und Fähigkeiten einsetzen. Naia kann beispielsweise Schalter bewegen, für die sein kleiner Bruder zu wenig Kraft hat. Naiee wiederum passt mit seinem kleinen Körper durch Gitterstäbe, die den Weg versperren. Die beiden helfen sich mit Räuberleitern um höher gelegene Ebenen zu erreichen, sichern sich beim Erklimmen einer Festung gegenseitig mit einem Seil und müssen gemeinsam im Schein einer Fackel bleiben, um nachts nicht von blutrünstigen Wölfen aufgefressen zu werden.



Es sind durchaus witzige und vielfältige Ideen, mit denen ihr aus spielerischer Hinsicht im Laufe des Abenteuers konfrontiert werdet. Sowohl Knobeleien, als auch Kletter- und Hüpfeinlagen stellen euch aber zu selten vor allzu große Schwierigkeiten. Wo man die Trial- und Errorpassagen aus Ori regelmäßig verflucht, wünscht man sich in Brothers: A Tale of Two Sons gerade zu, auch mal daneben zu springen oder länger als eine Minute mit einem Schalterrätsel beschäftigt zu sein. So gut gemeint die Spielmechanik mit ihren guten Einfällen und Alleinstellungsmerkmalen auch sein mag, unter dem Strich ist das Gameplay neben der geringen Spielzeit angesichts des viel zu niedrigen Schwierigkeitsgrads eine der wenigen echten Schwächen des Titels.

Unterschiede zur Xbox 360-Fassung…

… gibt es keine. Die Xbox One-Fassung von Brothers: A Tale of Two Sons ist inhaltsgleich zum Original und weist auch keine technischen Verbesserungen auf. Grafisch wirkt der Titel dementsprechend altbacken, wobei die malerische Umgebungsgrafik mit ihren abwechslungsreichen Schauplätzen, wie Wäldern, Gebirgspfaden, Minen und Schneegebieten durchaus ihren Zweck erfüllt. Dennoch hätten wir uns über die ein oder andere optische Aufwertung nicht beschwert.

31.08.2015 : Michael Keultjes