Test: Max Payne 3

Old School
Eines hat sich auch bei Max Payne 3 nicht geändert. So gekonnt unser Held auch bildgewaltige Methapern nutzt, seine Sprache ist die des Bleihagels. Es wird geballert – und zwar reichlich. Bierbauch hin oder her, mit der sogenannten Bullet Time gelingen Payne dabei natürlich auch seine verlangsamten Trademark-Hechtsprünge. Neu ist, dass er danach nicht gleich wieder aufspringt, sondern vom Boden aus weiterschießen kann. Äußerst wendig wälzt er sich im Staub und kann in alle Richtungen zielen, während es den Feinden schwer fällt, ihn zu erwischen. Wer dem gegnerischen Kugelhagel wirklich sicher entgehen möchte, sucht sich dennoch besser aktiv Deckung. Auf Tastendruck schmiegt Max sich an Wände, die je nach Beschaffenheit allerdings nicht ewig vor feindlichen Projektilen schützen. Auch der härteste Beton zerbröselt mit der Zeit. Inspirierend haben die Entwickler dabei auf hauseigene Spiele wie GTA oder Red Dead Redemption zurückgegriffen. Das gilt nicht nur für das Deckungssystem, sondern ebenso für die neue Zielhilfe, die sich optional aktivieren lässt. Eine gute Idee, angesichts der wirklich zähen und intelligenten Gegner.

Wehren kann Max sich mit einer ganzen Reihe von Waffen. Tragen kann er aber maximal drei – zwei Handfeuerwaffen und ein Gewehr. Wenn Max mit einer Handfeuerwaffe schießt, hält er das Gewehr ganz locker in der anderen Hand. Wenn er beidhändig feuern soll, muss man sich als Spieler zwangsläufig vom Gewehr trennen. Dies ist zwar nur ein Detail, aber es verdeutlicht den Willen der Entwickler zu größtmöglichem Realismus. Dazu zählen auch die Schmerzmittel, an denen auch im dritten Teil festgehalten wird. Eine automatische Regeneration der Gesundheit kommt für einen Helden der alten Schule eben nicht in Frage. Auf einen Kompromiss hat sich Rockstar Games dann aber doch eingelassen. Streckt ein Gegner Max nieder, schaltet sich automatisch die Zeitlupe ein und es bleiben ein paar Sekunden Zeit, den Feind seinerseits ins Jenseits zu befördern. Gelingt dies, steht Max wieder auf – stets vorausgesetzt, im Inventar befindet sich noch mindestens ein Döschen der guten alten Painkiller. Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle: Wenn Max wieder aufsteht, dann tut er dies recht behäbig und ohne gleich die Deckung zu suchen. Wir sind also kurzzeitig ungeschützt. Manchmal ist auch nicht genau auszumachen, wer der Schütze war, dem wir die tödliche Verletzung zu verdanken haben. Auch ein Beweis für die Intelligenz der flankierenden Gangster.

Ebenfalls automatisch verlangsamt sich die Zeit, wenn Max den letzten verbliebenen Feind erschießt. In dem Fall können wir sogar weiter drauf halten und in grausigen Details ganze Gesichter zertrümmern. Die USK hat diesen Gewaltausbruch ohne Kürzungen durchgewunken und lediglich bei den Zivilisten eingegriffen. Die deutsche Fassung des Spiels ist also leicht entschärft, die ohnehin wenigen Passanten im Spiel bleiben unverletzt. Aber warum sollte man auch auf sie schießen wollen? Dem Spielspaß tut eine solche Zensur jedenfalls keinen Abbruch.

Zwar haben wir es größtenteils mit einem sehr geradlinigen 3rd-Person-Shooter zu tun, doch ist den Entwicklern eine ganze Reihe auflockernder und unterhaltsamer Sequenzen gelungen: Scharfschützenabschnitte, eine Verfolgungsjagd mit dem Motorboot oder kopfüber an einem Helikopter hängend und in Rail-Shooter-Manier ballernd – die Einfälle sind großartig. Gleiches gilt für die Inszenierung der ohnehin fesselnden Geschichte. Max Payne 3 spielt sich in einem Guss. Die Grenze zwischen Cutscenes und Gameplay verwischt, Ladezeiten gibt es praktisch keine. Ehe man sich versieht, sitzt man Stunden vor der Konsole und fragt sich, wo die Zeit geblieben ist.


18.05.2012 : Benjamin Doum