Test: Grand Theft Auto 5 (GTA V)

Wenn Satire in die Hose geht...
So belebt die Spielwelt allerdings oberflächlich betrachtet auch sein mag, so statisch ist sie in Wirklichkeit. Wer sich wirklich über einen längeren Zeitraum in Los Santos aufhält durchschaut früher oder später die Skripte und weiß genau, wann mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist. Schafft man es aber, den Kopf einfach auszuschalten, sich zurückzulehnen und das Dargebotene entspannt zu genießen und zu akzeptieren, fällt dieser Missstand kaum ins Gewicht. Unter dem Strich hat Rockstar zweifellos eine der glaubwürdigsten und beeindruckendsten Spielwelten geschaffen.



Wie in den bisherigen GTA-Spielen ist natürlich auch San Andreas ein Abziehbild der amerikanischen Gesellschaft und wirft nur so um sich mit deftiger Satire und Gesellschaftskritik. Dabei schießen die Entwickler aber auch das eine oder andere Mal über das Ziel hinaus, etwa in einer mehr als fragwürdigen Folterszene, deren eigentliche Aussage viel zu lasch in anderthalb Sätzen abgearbeitet wird und deren Existenzberechtigung wir, zumindest in dieser Präsentationsform, stark anzweifeln. Auch sonst wirkt die vermittelte Kritik eher kraftlos und plump pubertär als rebellisch. Es entsteht ein wenig der Eindruck, dass die ursprüngliche Kritik zu Popkultur-Referenzen verkommen ist, über die man zwar hin und wieder herzlich lachen kann, die in ihrer Aussage wenn überhaupt aber höchstens an der Oberfläche kratzt.
Man muss den Jungs und Mädels von Rockstar aber zugute halten, dass sie sich überhaupt trauen Gesellschaftskritik als Teil ihres Spiels zu implementieren. Abgesehen davon wissen die Entwickler einfach, wie man packend inszeniert und so gab es trotzdem zahlreiche Szenen, in denen wir laut auflachen mussten, etwa wenn ein selbst korrupter FIB-Agent gegenüber den drei Protagonisten das korrupte System kritisiert, woraufhin diese betroffen zu Boden starren und sich die Ohren zuhalten – Understatement vom Feinsten!

25.09.2013 : Theo Salzmann