Test: Silent Hill: Downpour

Silent Hill ist psychologischer Horror, Tradition und Kult. Zugleich aber auch seit Jahren auf dem Weg in die Irrelevanz. Sicherlich muss Konami sich hier an die eigene Nase fassen, denn für eine Produktion im eigenen Hause scheint Silent Hill dem Publisher nicht mehr wichtig genug zu sein. Rechnet man die HD Remakes des zweiten und dritten Teils mit ein, ist Vatra Games bereits das vierte Entwicklerstudio, das sich für einen Titel der Serie verantwortlich zeichnet – und das ohne Vorkenntnisse im Horror-Genre. Kann sich das Ergebnis dennoch sehen lassen? Ist Silent Hill: Downpour die versprochene Rückkehr zu den Wurzeln?
Rätsel der Vergangenheit
Die Geschichte des Spiels ist diesmal wirklich vertrackt, denn Rätsel gibt nicht nur das titeltragende Städtchen auf, sondern auch der Protagonist, dessen Vergangenheit bis zum Finale nicht vollends gelüftet wird. Der Einstsieg ist zudem heftig. Wir schlüpfen in die Haut von Murphy Pendleton, einem Knacki, und landen allein mit einem Mithäftling in der Dusche. Bevor die Gedanken jetzt in eine völlig falsche Richtung schwenken: Der Mann war unser Nachbar und wir werden ihn töten für das, was er getan hat. Was das ist? Keine Ahnung! Murphy erwacht. Alles nur ein Traum. Im Gefängnis ist er jedoch immer noch. Schlimmer noch, er soll sogar in ein Hochsicherheitslager transportiert werden. Was hat der Mann denn nur angestellt? Wir wissen es nicht. Der Transportbus mit den Insassen durchquert Silent Hill und verunglückt. Als vermeintlich einzig Überlebender suchen wir Hilfe im Ort und finden selbstverständlich den Horror.

Die Ausgangssituation könnte also kaum spannender sein. Tatsächlich ist es die Story des Spiels, die uns fortan antreibt. Zu zahlreich und spannend sind die Fragen. Und wir wollen die Antworten. Neben der Vergangenheit unseres Protagonisten, die sich nur sehr langsam entschlüsselt, treffen wir natürlich auch auf Einwohner des mysteriösen Örtchens, die zwar allesamt für einen Plausch zu haben sind, aber nie mit echten Infos rausrücken. Veteranen der Reihe kennen dies bereits. Ein Gefühl zwischen heimisch und unwohl. Die Atmosphäre ist also ein Volltreffer und führt uns tatsächlich nah an die Wurzeln der Serie. Kleine Anspielungen verdeutlichen dies zusätzlich. So ist es unter anderem möglich, Henry Townsends verschlossenes Zimmer aus Silent Hill 4 durch ein Fenster zu betreten.

Neu ist, auf wichtige Ereignisse Einfluss nehmen zu können. So möchte man uns zumindest Glauben machen. Ein Beispiel: Eine Polizistin benötigt unsere Hilfe. Retten wir sie vor einem tödlichen, oder nicht? Wir dürfen zwar entscheiden, doch der Ausgang ist ein und derselbe: Die Frau wird sterben. Auswirkungen haben diese Entscheidungen lediglich auf das Finale des Spiels, das äußerst konträre Auflösungen bietet. Eine waschechte Charakterentwicklung bleibt leider aus.


04.04.2012 : Benjamin Doum