Test: The Witcher 3: Wild Hunt

Zu schön um wahr zu sein
Kaum einen Fauxpas erlaubt sich das Rollenspiel dagegen in Sachen Präsentation. CD Projekt Red hat das wohl schönste Rollenspiel entworfen, dass derzeit auf der Xbox One zu finden ist, obwohl sich mit Dragon Age: Inquisition ein grafisch durchaus beeindruckendes Konkurrenzprodukt auf dem Markt befindet. The Witcher 3 ist allerdings noch eine Ecke hübscher. Das liegt zum einen an den besseren Charaktermodellen, deren Kostüme in ihrer Darstellungsqualität ihresgleichen suchen und den authentischer wirkenden Schauplätzen. Wälder, Flüsse, Dörfer, Städte… alles wirkt wie aus einem Guss, so als könnte diese Welt tatsächlich irgendwo existieren. Abgesehen davon zündet das Spiel ein Effektfeuerwerk nach dem anderen Effektfeuerwerk, dass euch regelmäßig die Münder offen stehen. Hervorzuheben sind insbesondere die spektakulären Licht- und Wettereffekte, die stellenweise schon fast einen Tick zu üppig ausfallen, letztlich aber zum Fantasy-Charakter des Spiels passen. Ob feuerroter Sonnenuntergang, brachialer Gewittersturm oder sanfte Vollmondnacht, The Witcher 3 sieht genial aus, immer und fast überall. So sind es einzig und alleine eine Handvoll Dungeons, die die Liebe zum Detail vermissen lassen, die ansonsten überall auf euch lauert.



Bei all dem optischen Genuss lässt sich erfreulicherweise feststellen, dass das Spiel auf Xbox One weitestgehend flüssig läuft. In der einen oder anderen Zwischensequenz lassen sich Mini-Ruckler wahrnehmen, und hohes Effekt- und Gegneraufkommen können ebenfalls für minimale Slowdowns sorgen. Insgesamt hat uns der technische Zustand des Spiels allerdings eher positiv überrascht, als enttäuscht. So lässt sich mit bloßem Auge kaum erkennen, wann die dynamische Auflösung der Xbox One-Fassung dafür sorgt, dass das Spiel in 1080p oder 900p ausgegeben wird. Erfreulich gering fällt außerdem nerviges Kantenflimmern aus. Für 300 Euro wird man jedenfalls keinen Gaming-PC erhalten, der The Witcher 3 in dieser Qualität auf einen Computermonitor zaubert.

Punkten kann das Spiel abschließend auch bei der Sprachausgabe. Zur Verfügung stehen derer ganze vier. Neben dem englischen Original, überzeugt auch das deutsche Pendant mit engagierten Sprechern, die den verschiedenen Protagonisten absolut gerecht werden. Angesichts der stundenlangen Dialogzeilen alles, aber keine Selbstverständlichkeit. Auch beim Soundtrack gibt sich The Witcher 3 kaum eine Blöße. Wenngleich der Score in epischen Sequenzen das letzte Fünkchen Dramatik vermissen lässt, und bei längeren Aufenthalten in einem Gasthaus mittelalterliche Lautenklänge irgendwann zu nerven beginnen, bei einer derart hohen Spielzeit, lässt sich dies einfach nicht verhindern.

21.05.2015 : Michael Keultjes