Test: Need for Speed

Klasse Optik, aber technische Schwächen!
Vor allem grafisch kann Need for Speed zunächst ordentlich Punkte sammeln. Die Fahrzeuge prahlen förmlich mit Details und harmonieren perfekt mit den Lichtbedingungen. Da ihr in Ventura Bay ausschließlich bei Nacht fahrt und in kürzeren Phasen auch während der Dämmerung, haben die Entwickler mithilfe der Frostbite Engine die Spiegelungen des Lichts nahezu perfekt berechnet.

Einen großen Beitrag dazu liefert auch der permanente „Wet-Look“. Zu 80% des Spiels regnet es oder aber die Straßen sind davon noch gezeichnet. Optisch sieht das wirklich immer wieder beeindruckend aus. Man erkennt viele einzelne Regenfragmente auf den Boliden und die Spiegelungen der Straßen und der Pfützen sehen fantastisch aus. Doch bei allem Lob muss man auch die fehlende Abwechslung erwähnen.

Für das Setting von Need for Speed sind die ausschließlichen Nachtfahrten durchaus nachvollziehbar, doch man hat dadurch immer wieder das Gefühl, dieselbe Kulisse vor Augen zu haben. Hier hätte man sicher Kompromisse eingehen können, wie zum Beispiel eine deutlich längere Dämmerungsphase und etwas Sonne. Ventura Bay wirkt so, wie die tristeste Stadt der Welt, auch wenn sie dabei verdammt gut aussieht. Kritik üben kann man auch an der Umgebungsgrafik. Diese wirkt immer wieder unscharf und trübt zwischendurch das Gesamtbild.

Und auch technisch gesehen scheinen die tollen Lichteffekte einen teuren Preis zu haben. Das Geschehen läuft auf der Xbox One ersten Techniktests nach in 900p, jedoch auch „nur“ bei 30 Bildern pro Sekunde. Zwar ist dies wohl ein grundlegendes Problem für Open-World-Titel, bei Need for Speed sind aber leider selbst die 30 FPS nicht konstant. Immer wieder sorgen kurze Ruckler für einen faden Beigeschmack. Diese sind zwar nicht permanent, aber auch nicht so selten, dass man sie vernachlässigen kann. Wir hoffen, dass das Problem mit einem Patch noch behoben wird.



Spielerisch steht auch der neuste Ableger von Need for Speed wieder für gewohntes Arcade-Feeling. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit hat man die Steuerung also recht leicht verinnerlicht und kommt gut damit klar. Jedes Fahrzeug hat aber natürlich unterschiedlich Stärken und Schwächen in Sachen Handling und Geschwindigkeit. Allerdings lassen sich dieses Mal unglaublich viele Einstellungen am Setup des Wagens vornehmen. Und diese haben teils deutliche Auswirkungen auf die Steuerung. Wer also viel probiert und gerne am Setting bastelt, wird hier auch belohnt.

Die Events selber unterscheiden sich in Rennen, Zeitrennen, diversen Drift-Events und Verfolgungsjagden mit der Polizei. Letztere sind aber nicht mehr so aufgesetzt wie sonst und lassen sich deutlich leichter meistern, weil die Polizei nie unfair wird und sich leichter abhängen lässt. Auch cool: Bei kleineren Delikten könnt ihr für eine gewisse Zeit per Tastendruck den Strafzettel umgehend begleichen und erspart euch die Verfolgungsjagd durch Ventura Bay.

Die Events machen auch gewohnt Spaß und sind zeitlich immer in einem guten Rahmen für einen Arcade-Racer. Allerdings hält sich auch hier die Abwechslung in Grenzen und in Sachen Langzeitmotivation könnte dem ein oder anderen hier die Luft nach einer gewissen Zeit ausgehen.

Schuld daran hat auch die sogenannte „Gummiband-KI“, die so manches Rennen zur Qual machen kann. Egal wie gut und schnell ihr unterwegs seid, ihr habt die KI's immer wieder an euch kleben und jeder kleine Fehler kann am Ende den Sieg kosten. Eine Rückspul-Funktion gibt es in Need for Speed nicht und das finden wir prinzipiell gut so, umso ärgerlicher aber, wenn die KI das dann automatisch immer wieder krass ausnutzt. Vor allem bei den später immer schwieriger werdenden Events fällt das öfter auf. Zwar muss man nicht zwangsläufig jedes Event gewinnen, aber wer spielt schon, um Zweiter zu werden?

04.11.2015 : Sascha Sommer