Test: Titanfall 2

Kleine Veränderungen und riesige Erweiterungen
Der zentrale Teil von Titanfall 2 ist ohne Zweifel der Multiplayer. Immerhin verbringen Spieler dort die meisten Stunden des Spiels, aber hat Respawn es geschafft auf die Fan-Gemeinde des ersten Teils zu hören? Immerhin war der Vorgänger ein sehr guter PvP-Shooter, der mit einigen dramatischen Schwächen zu kämpfen hatte.

Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an. Die Gefechte bleiben im Kern vom Spielgefühl identisch. Weiterhin treffen zwei Teams aufeinander, durchsieben schwache NPCs auf der Karte, attackieren gegnerische Spieler und setzen ihre eigenen Titanen für den durchschlagkräftigen Kampf ein. Dabei sind die Maps abwechslungsreich gestaltet und bieten kaum Sackgassen aber dafür viele Möglichkeiten die eigenen Fähigkeiten einzusetzen. Also nichts Neues. Tatsächlich sind Neuerungen nur im Detail zu finden und echte Innovationen für die Schlachten gibt es keine.



So verzichten die Entwickler nun gänzlich auf die Burn Cards. Diese erhielt man im ersten Ableger nach Matches und konnte diese jeweils einmalig in anderen Partien einsetzen um sich einen spielerischen Vorteil zu verschaffen. Als Ersatz werden nun sogenannte Boosts freigeschaltet, die nach einer bestimmten Anzahl von gesammelten Punkten aktiviert werden können. Ähnlich dem Kill Streak Prinzip von Call of Duty. Sehr schade, denn die Idee mit den Karten war offen gestanden deutlich motivierender. Alleine das Öffnen der Karten Packs hatte damals einen leicht befriedigenden Effekt und animierte so zum Weiterspielen. Jetzt gibt es dafür zwar sehr sinnvolle und fair ausbalancierte Verbesserungen, dafür aber in Form von Standard-Kost.

Die Titanen hingegen haben eine nette Veränderung bekommen. Nicht nur gibt es nun sechs verschiedene Mechs im Angebot, die sich spielerisch alle voneinander komplett unterscheiden, auch die Lebensdauer ist dem Spielfluss clever angepasst worden. So gibt es keinen dauerhaften Schild mehr, der nach kurzer Ruhe von Beschuss wieder aufgeladen wird, aber dafür Batterien, welche aufgesammelt werden können um die verlorene Energie des Titans wieder aufzuladen und einen Schild schenken. Dies sorgt nicht nur für deutlich schnellere Gefechte und mehr taktische Tiefe. Sehr clevere Lösung.



Weitere Neuerungen bestehen beispielsweise aus neuen Spielmodi, die wir nicht im Detail besprechen möchten, weil sie am Ende keine echte Innovation sind, sondern alte Mechaniken im neuen Gewand sind. Eher möchten wir über den Umfang sprechen, denn der wurde deutlich vergrößert. So gibt es gefühlt fast doppelt so viele Freischaltobjekte und Individualisierungsmöglichkeiten wie noch im Vorgänger. Vom Piloten über die Waffen bis hin zum Titanen kann fast alles mit Skins, Farben, Perks und anderen Extras angepasst werden. Zusätzlich sind ganze 12 Spielmodi inklusive der Möglichkeit für Private Lobbies direkt zum Start verfügbar. Also eine Masse an Angebot um für viele Stunden unterhalten zu werden, oder?

Wir haben bewusst etwas länger auf unser Fazit gewartet, denn bereits der erste Teil war zwar sehr gut und schien viel für die Langzeitmotivation zu bieten, aber am Ende verlor das Spiel an Reiz, weil die Freischaltobjekte zu viele waren und teilweise eine Ewigkeit brauchten um erlangt zu werden. Ähnlich ergeht es tatsächlich auch Titanfall 2. Die ersten Stunden fühlt sich alles verdammt gut an. Die Gefechte sind schnell, präzise und abwechslungsreich. Das Balancing ist fast perfekt und die Belohnungen sorgen für Begeisterung. Doch mit der Zeit verblasst die Faszination und die Motivation bleibt auf der Strecke. Die Langlebigkeit für einen Shooter dieser Klasse sollte einfach besser sein.

09.11.2016 : Marc Schley