Für die einen ist es nichts weiter als ein unscheinbarer Ast, für die Kids aus dem idyllischen Bergstädtchen South Park Colorado ist es der sagenumwobene Stab der Wahrheit, der dem Besitzer die Macht über das gesamte Universum verleiht. Der Stab ist Dreh- und Angelpunkt der Hintergrundgeschichte von „Der Stab der Wahrheit“ und zu Spielbeginn im Besitz des Großmagiers Eric Theodor Cartman, dem vielleicht beliebtesten Charakter der TV-Vorlage. Cartman ist Anführer der Menschen im Kupa Keep Königreich (die Abkürzung KKK kommt nicht von ungefähr), das sich im ständigen Zwist mit dem Elfenreich befindet. Der Elfenkönig wird von Kyle verkörpert, den man natürlich ebenfalls aus der Fernsehserie kennt, womit sich auch gleich eine der großen Stärken von „Der Stab der Wahrheit“ offenbart. Im Spielverlauf werden euch etliche aus dem Comic-Vorbild bekannte Charaktere über den Weg laufen, mit den meisten von ihnen könnt ihr sogar sprechen. In Kombination mit dem nahezu frei begehbaren South Park und dem originalgetreuen Grafik-Stils entwickelt sich auf diese Weise ein unglaublich authentisches Spielgefühl, so als wäre man gerade Darsteller in einer neuen TV-Folge.
Hoffnungen, in die Rolle eines bekannten Gesichtes zu schlüpfen, werden allerdings nicht erfüllt. Der Spieler steuert „den Neuen“ in der Nachbarschaft. So zieht ein namenloses Kind mit seinen Eltern nach South Park, was sich natürlich in Windeseile bei Cartman, Kyle & Co. herumgesprochen hat. Es kommt, wie es kommen muss: Ehe ihr euch verseht, befindet ihr euch inmitten des Kampfes um den Stab der Wahrheit, wobei sich beide Seiten, sowohl Menschen, als auch Elfen um eure Unterstützung bemühen. Wie es sich für South Park gehört, entwickelt sich die Geschichte mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr zu einem Kabinett der Absurditäten, eine überraschende Wendung folgt der nächsten. Genau wie in der Serie bedarf es dabei auch im Spiel einem gehörigen Verständnis für rücksichtslosen Sarkasmus. Eine Vielzahl der Ereignisse sind mit einem so hohen Ekelfaktor verbunden, dass wir (trotz geschnittener Inhalte) uns stellenweise kaum entscheiden konnten, ob wir nun lachen oder doch lieber entsetzt sein sollten. Eben genauso, wie in jeder guten TV-Folge.
Gute zehn Stunden hält euch das Spiel mit seiner Hauptgeschichte bei Laune. Wer alle Nebenquests erledigt, darf ein paar Stunden hinzuaddieren. Dabei handelt es sich zwar in der Regel bloß um simple „gehe von Punkt A nach B und liefere Paket C ab“-Missionen, die kleinen Geschichten, die innerhalb der Aufträge erzählt werden, motivieren aufgrund ihres Witzgehalts und Ideenreichtum aber ungemein und hinterlassen nur selten das Gefühl, dass künstlich Spielzeit gestreckt werden sollte.