Test: Fallout 4

Fallout 4 ist riesig und lädt zum Entdecken ein. Etwa zwei Wochen nach dem Release des gehypten Rollenspiels haben wir endlich einen Weg aus dem Commonwealth gefunden um euch von unseren Eindrücken zu berichten.

Ist das Spiel trotz der vielen gezeigten Bugs und Glitches überhaupt spielbar? Was hat Bethesda an wirkliche Neuerungen zum Vorgänger? Lohnt sich die Reise in das Ödland? All das und auch einiges mehr, verraten wir euch in unserem Test.
„Krieg bleibt immer gleich!“
Bevor das eigentliche Spiel beginnt, erklärt ein kurzes Intro-Video das Universum der Vorkriegswelt von Fallout. Eine nette Einleitung, die Neulingen die Möglichkeit gibt, besondere Feinheiten in der Welt, wie nukleare Antriebe in Alltagsgegenständen, zu verstehen. So kurz und spannend wie die Einführung in dem Clip ist, so knapp hält sich aber auch das Intro zum Protagonisten.

Es ist das Jahr 2077 und nur noch wenige Augenblicke trennen den Helden von der absoluten Katastrophe. Gemeinsam steht ein Pärchen vor dem Spiegel und „hübschen“ sich auf. Zumindest, wenn der Spieler es will, denn das Aussehen von beiden darf frei umgestaltet werden. Die Möglichkeiten scheinen fast grenzenlos und erlauben selbst die ungewöhnlichsten Gesichter zu erschaffen. So verstreichen gut und gerne mal eine Stunde, bis man seinen gewünschten Helden endlich fertig hat.

Mit dem Gang aus dem Badezimmer beginnt die Erkundung. Der hauseigene Roboter Codsworth bereitet den Kaffee zu. Im Kühlschrank steht die Nuka Cola bereit und der kleine Sohn Shaun liegt in seiner Krippe. Alles in allem scheint es eine heile Welt zu sein und niemand ahnt etwas Böses. Kurzerhand klingelt es an der Tür und ein Vertreter von Vault-Tec will eure Daten aufnehmen, da wir einen garantierten Platz im Vault 111 haben. Auf diese Weise dürfen wir unsere Anfangswerte für den Charakter bestimmen um wenig später einen kurzen Dialog mit dem Ehepartner zu halten. Und schon schlagen die ersten nuklearen Bomben ein. Dementsprechend stürmt die gesamte Familie in den Vault 111, welcher glücklicherweise nur wenige Meter vom Haus entfernt ist, und kommt im letzten Moment dort an.



Vor dem Krieg – nach dem Krieg

Was genau im Vault passiert und weshalb unser Charakter erst etwa 210 Jahre später aus dem Bunker wieder heraustritt, wollen wir hier nicht verraten. Die Einführung ist aber eine schöne Variante auch mal die Vorkriegszeit kennen zu lernen. Leider fällt diese Tour viel zu kurz aus. Während Fallout 3 quasi die gesamte Kindheit erleben lässt und man so viel mehr mit dem Charakter verbunden war, wird die Kennenlernphase in Fallout 4 eher schnell abgefrühstückt. Es entsteht keinerlei Bindungen zum Partner und dem Sohn, welcher als Baby bei unserem Test sogar eine andere Hautfarbe als beide Elternteile hatte. Ein wenig länger in der heilen Welt und eventuelle Gespräche mit den Nachbarn hätten sicherlich nicht geschadet.

Während unser Held seine ganz persönlichen Gründe hat um dem Vault den Rücken zu kehren und in das gefährliche Ödland zu treten, wird die Hauptgeschichte von einem großen Konflikt verfolgt. Auch wenn wir zu einer folgenschweren Entscheidung am Ende der Geschichte gezwungen werden, sind solche entscheidenden Momente im gesamten Ablauf des Spiels viel zu selten gesät. Ein wenig mehr Kreativität und weniger Vorhersehbarkeit in den vielen kleinen und großen Stories hätten die Schreiber bei den Entwicklern ruhig einpacken können.

Der recht einfache Stil zeigt sich desweiteren stark im Dialogsystem. Zwar hat der Protagonist nun auch eine eigene Stimme und spricht seine Texte aus, dafür beschränken sich aber die Optionen im Normalfall auf vier Variationen: „Ja“, „Nein“, „Sarkasmus“ und „Hinterfragen“. Veteranen aus Fallout 3 wird hier ganz klar die Vielfältigkeit an Antwortmöglichkeiten fehlen, obwohl das System alleine betrachtet sich sehr intuitiv und flüssig verhält.

27.11.2015 : Marc Schley