Test: Fallout 4

Hier was, da was... überall was und noch mehr!
Bethesda spielt seine Stärken lieber in der Welt und seinem Gameplay aus. Bereits mit dem Austritt aus dem Vault 111 kommt die Gänsehaut auf. Der Stil der 1950er Jahre fühlt sich in Verbindung mit einer nuklearen Post-Apokalypse noch immer sehr unverbraucht an und präsentiert sich mittlerweile noch stimmiger als in den vorherigen Ablegern. Riesige Ruinen, Haufen von Geröll, verrostete Fahrzeuge, kaputte Pflanzen und mittendrin immer wieder kleine Anzeichen aus der Vorkriegszeit laden einfach zum Erkunden ein. Fast mit jedem Objekt kann interagiert werden und diese Gegenstände sind buchstäblich überall in riesigen Mengen zu finden.

Auf Grund der tausenden Orte und Points of Interest, die über die große Karte sehr großzügig verteilt sind, und der immensen Menge an Loot, endet der Spieler oftmals wie ein abgelenktes Eichhörnchen und stöbert lieber in den Aktenschränken eines verlassenen Büros als der nächsten Quest zu folgen. Es ist ein simples Gefühl der Befriedigung, wenn wieder ein neuer Ort gefunden wurde. Und noch zufriedener verlässt man diesen Platz wieder, weil eine neue Waffe oder der benötigte Kleber dort versteckt war.

Irgendwie scheint die Faszination der Welt durch das Suchen, Erforschen und Finden dauerhaft erhalten zu bleiben. Selbst nach über 80 Spielstunden wird man dem Prinzip nicht überdrüssig. Vielmehr wächst der virtuelle Messie mit der Zeit, weil doch jedes Objekt wichtig sein kann und irgendwann noch nützlich wird. Spätestens wenn das Crafting beginnt.



Wer nicht wandert, der baut!

Jeder Schrott, sei er auf dem ersten Blick auch noch so unnütz, kann verwertet werden um etwas Neues zu erschaffen. Entweder modifiziert man seine Waffen um diese leichter, schneller oder präziser zu machen oder man investiert die Teile in seine Rüstung um diese effektiver im Schutz vor Schäden zu gestalten. Wem das nicht reicht, kann auch noch seine Powerrüstungen verbessern oder gar seine Siedlungen nach eigenem Geschmack errichten und umgestalten. Die Möglichkeiten für den Schrott scheinen fast endlos, weshalb jeder gefundene Müll in die Tasche wandert um zu Hause verwertet zu werden.

Leider ist das Crafting längst nicht so einsteigerfreundlich, wie es bei der Präsentation auf der E3 noch erschien, Die Steuerung ist, unter Anderem wegen einem sehr unübersichtlichen Menü, unpräzise und leider können die Regionen und Farmen auch nicht komplett umgestaltet werden. Die konstruktive Ader kann zwar ausgelebt werden, wird sich aber schnell in einem sehr eng begrenzten Bereich durch limitierte Auswahl und Möglichkeiten wiederfinden.

Sobald man sich einmal mit den Feinheiten und Problemen des Baumodus angefreundet hat, macht es jedoch durchaus Spaß. Zumal es nicht nur einen kosmetischen Aspekt besitzt. Denn die Siedlungen brauchen Einwohner, die für gewisse Tätigkeiten eingesetzt werden können, wie beispielsweise Pflanzen bewirtschaften. Auf diese Weise wächst die Gemeinschaft mit der Zeit, und als Spieler muss die Wirtschaft in mehreren Punkten stets aufrecht gehalten werden. Angefangen mit ausreichend Betten, sollte immer für genügend Nahrung, Wasser, Schutz und Energie gesorgt werden. Je nachdem wie gut die Siedlung versorgt ist, verhält sich dann auch die Moral. Und wir wollen doch zufriedene Bewohner.

Mit steigender Spielzeit kommen weitere Siedlungen hinzu. Versorgungslinien die zwischen den einzelnen Orten eingerichtet werden können, vereinfachen den Zugang zu den bisher gesammelten Ressourcen um diese Regionen ausreichend auszustatten. Doch stehen genügend Siedler zur Verfügung? Manchmal nicht, also muss weiter ausgebaut werden. Auf diese Weise entwickelt sich aus einer kleinen Spielerei mit dem Crafting-System eine rudimentäre Wirtschaftssimulation, die durchaus frischen Wind in die Welt von Fallout 4 einführt und trotz allem kein Zwang für das Spielerlebnis ist.

27.11.2015 : Marc Schley